- 78 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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5.1.  Neuronale Netze

Die Entwicklung von Modellen neuronaler Netze entstand aus dem Interesse an der Funktionsweise und insbesondere an den Lernvorgängen in Nervensystemen, wie z.B. im menschlichen oder tierischen Gehirn. Die Entwicklung künstlicher neuronaler Netze, d.h. mathematischer Modelle von Nervennetzen, die sich maschinell implementieren lassen, begann im Jahr 1943 mit dem Modell von Warren McCulloch und Walter Pitts.3

Diese Arbeit regte auch andere Forscher an, sich mit dem Thema neuronaler Strukturen zu beschäftigen. Seitdem haben sich sowohl die neurowissenschaftliche Forschung als auch die informatische Modellierung vor allem in den letzten 15 Jahren beachtlich weiterentwickelt. Die Entwicklung künstlicher neuronaler Netze als Lernmodell in der Informatik hat sich allerdings weitgehend vom biologischen Vorbild gelöst, sie werden eher als generische Verfahren des maschinellen Lernens und der Statistik betrachtet. Auf die biologischen Grundlagen wird im folgenden nicht eingegangen, und auch die Entwicklung musikspezifischer neurophysiologischer Modelle soll hier nicht im Detail beschrieben werden. Da hier nur künstliche neuronale Netze behandelt werden, ist mit dem Begriff neuronales Netz immer ein künstliches neuronales Netz gemeint.

5.1.1.  Der Aufbau neuronaler Netze

Die grundlegenden Einheiten eines neuronalen Netzes sind die Neuronen, Nervenzellen, die die Schaltelemente eines Netzes bilden. Ein Neuron empfängt Eingaben über Verbindungen von anderen Neuronen, und es sendet eine Ausgabe über Verbindungen zu anderen Neuronen. Die Eingabe eines Neurons bestimmt seinen inneren Zustand, die Aktivierung, die wiederum seine Ausgabe bestimmt. Das McCulloch/Pitts-Modell beschreibt z.B. Neuronen mit binären Zuständen (aktiv/inaktiv), während andere Modelle ein reelles Intervall für die Aktivierung verwenden. Übersteigt die Summe der Eingaben eines Neurons einen Schwellenwert, dann wird das Neuron aktiv, d.h. es sendet eine Ausgabe, die andere Neuronen anregt. Es gibt neben anregenden (engl. excitatory) auch hemmende (engl. inhibitory) Verbindungen, d.h. solche, die die Aktivierung hemmen. Die eingehenden Verbindungen haben unterschiedliche Gewichte, die den Einfluß der jeweiligen Verbindung repräsentieren.

Ein Neuron wird mathematisch durch eine Netzeingabefunktion, einen Gewichtsvektor, eine Aktivierungsfunktion und den Schwellenwert charakterisiert.

Definition 5.1.1 Ein Neuron N mit n eingehenden Verbindungen ist ein 4-Tupel aus einem Gewichtsvektor w  (- Rn, einer Netzeingabefunktion net : Rn --> R, einer Aktivierungsfunktion f : R --> R , die aus der Netzeingabe und dem Schwellenwert h  (- R die Aktivierung des Neurons berechnet: N = (w,net,f,h).

Die Netzeingabefunktion ist typischerweise die Summe der gewichteten Eingaben, als Aktivierungsfunktionen werden lineare Funktionen, Schwellenwertfunktionen oder deren stetige Approximationen verwendet. Der Schwellenwert kann auch


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