- 107 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
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fragt, ist im Hintergrund leise ein Teil des Tangos aus Weiss zu hören. Er dient hier als Hintergrundmusik im Laden. Somit wird an dieser Stelle eine musikalische Verbindung zu dem zweiten Film der Trilogie geschaffen.
4.3.3.1 Der Bolero: die musikalische Grundsubstanz

Der Bolero117

117 Normalerweise erklingt der Bolero, ein spanischer Tanz, der um 1780 angeblich von S. Zerezo als Abart des Fandango gestaltet wurde, im mäßig bewegten 3/4-Takt:

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Das Auffällige an dem Bolero im Film ist allerdings, dass er durchgehend im 4/4-Takt erklingt, und ihm folgender Rhythmus zugrunde liegt:

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besteht im Wesentlichen aus zwei verschiedenen Teilen (A und B), die aber noch auf unterschiedliche Art und Weise variiert werden. Auffällig ist, dass bereits im ersten Musikeinsatz (Segment 2–3) alle verschiedenen Variationen der Themen A und B erklingen. Bevor auf die genaue Verwendung der Themen und Variationen im ersten Take eingegangen wird, sollen diese zuerst vorgestellt werden. Bei dem Thema A handelt es sich um die Melodie in Abbildung 4.19, die bei ihrem ersten Auftreten von den Violinen gespielt wird, im weiteren Verlauf des Films aber auch von anderen Instrumenten z.T. transponiert erklingt. So wird sie z.B. im Segment 9, transponiert nach D-Dur, von einer Gitarre gespielt.


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Abbildung 4.19: Bolero: Thema A (G-Dur)


Das eigentliche Thema umfasst zweimal vier Takte (1–4 und 7–10), zwischen die meistens eine zweite Stimme als Überleitung gefügt wird. Im Falle des ersten Takes handelt es sich hierbei um eine Oboe, die die Takte 4–6 spielt. Diese Überleitungstakte werden auch in Melodie und Länge unterschiedlich variiert.


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Abbildung 4.20: Bolero: Thema A’ (Gitarre)


Ferner ist diesem Thema noch eine weitere Melodie zuzuordnen, die im weiteren Verlauf der Arbeit als »Thema A1« bezeichnet wird. Die in Abbildung 4.20 dargestellte Melodie wird von einer Gitarre gespielt und hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem Thema A. Die rhythmischen Ähnlichkeiten mit dem Thema A sind deutlich zu erkennen. Transponiert man das Thema A nach D-Dur, in dieser Tonart erklingt es, wie bereits erwähnt, im Segment 9, dann fällt auch eine gewisse melodische Ähnlichkeit, wie z.B. das Verweilen auf bestimmten Tönen, auf.

Das Thema B (vgl. Abbildung 4.21) erklingt im Gegensatz zum Thema A in harmonisch Moll. Charakteristisch ist der aus der Leiter resultierende Tritonus


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