Kapitel 2 Überlegungen zur Analyse von Filmmusik
2.1 Zur Dramaturgie im Film
Die grundlegende Voraussetzung für die Untersuchung der verfahrensmäßigen und
funktionalen Aspekte der Musik in Spielfilmen bildet ein ganzheitliches Erfassen des
Films. Neben der Handlungs- und Erzählstruktur determiniert vor allem die filmische
Präsentation, die Umsetzung der Handlung in Form der Montage von Einstellungen als
Sinnzusammenhänge, also die Dramaturgie, die Bedeutungsebene des Films. In diesem
Kapitel sollen zunächst die theoretischen Voraussetzungen für das weitere Vorgehen
geschaffen werden. Zunächst wird dabei näher auf die filmische Dramaturgie und deren
Grundlagen eingegangen. Des Weiteren werden die verschiedenen Ebenen der filmischen
Gestaltung benannt. Obgleich der Musik eine tragende Rolle als Vermittler zwischen
Produzent und Rezipient zukommt, ist es unerlässlich, die Verknüpfung der
Musik mit den bedeutungstragenden Ebenen zu verdeutlichen. Abschließend
sollen verschiedene Theorien zur Funktionalität von Filmmusik kurz umrissen
werden.
2.1.1 Die filmische Dramaturgie
Der Begriff Dramaturgie stammt vom griechischen Wort
dramaturgos1
1
Vgl. (von Wilpert, 1989, S. 213). Hier lautet die Übersetzung »Verfasser und
Aufführungsleiter eines Dramas«. Es handelt sich also um eine Person, während der
Begriff Dramaturg vom griechischen Wort dramaturgein abstammt und ›ein Drama
verfassen‹ meint.
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ab und wird in Drosdowski et al. (1997) mit »Lehre von der äußeren Bauform
und den Gesetzmäßigkeiten der inneren Struktur des Dramas, besonders im
Hinblick auf die praktische Realisierung« übersetzt bzw. erklärt. Gottfried
Müller stellt fest: »Dramaturgie heißt nichts anderes als die Kunst des
Handlungsaufbaus.«2
2
Gottfried Müller: Dramaturgie des Theaters, des Hörspiels und des Films. Würzburg
1942. Zit. nach (Kloppenburg, 1986, S. 47)
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Allerdings handelt es sich bei der filmischen Dramaturgie um wesentlich komplexere
Zusammenhänge als bei der des herkömmlichen Dramas. Sinnproduktion
und Bedeutungsvermittlung vollziehen sich in einem Spielfilm auf mehreren
unabhängig voneinander existierenden, aber aufeinander bezogenen Ebenen.
Das Medium Film bietet viele visuelle und akustische Möglichkeiten der
dramaturgischen Handlungsdarbietung und Erzählung, derer das herkömmliche
Drama sich nicht bedienen kann, gleichwohl im Film das Narrative ebenso
wie im Drama durch sprachliche Äußerungen
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