- 33 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (32)Nächste Seite (34) Letzte Seite (138)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

  • Der Übergang vom Dokumentarfilm zum Spielfilm
  • Interessenverlagerung vom »äußeren« in den »inneren« Bereich.4
    4 Die Begriffe »außen« und »innen« stammen von Kie s lowski selber. Mit dem »äußeren« Bereich ist der konkret fassbare und beschreibbare Teil des Menschen gemeint, die alltäglichen Dinge, alles, was dokumentarisch festzuhalten ist. Der »innere« Bereich betrifft eher die Psyche, Seele, Gefühle oder Ratio eines Menschen.
  • Einbindung metaphysischer Elemente in die Handlung; zum ersten Mal in Ohne Ende
  • Akzentuierung der Darstellung der Handlungsmotive der Menschen im Dekalog. Obwohl man von einem filmischen Psychogramm der polnischen Gesellschaft am Ende der 80er Jahre sprechen kann, stehen hier Konflikte, Probleme, Moral und Ethik von Individuen im Vordergrund.
  • Vollständiges Lösen vom dokumentarischen Ansatz mit dem Film La double Vie de Véronique. Stattdessen werden, verstärkt mit Hilfe von Licht, Symbolen und Musik, tiefgehende persönliche Gefühle auf die Leinwand projiziert. Transzendentale, metaphysische Elemente spielen weiterhin eine latente Rolle.
  • Fortsetzung und Perfektionierung dieses Stils in der Trilogie.

Diese einzelnen Punkte sollen nun exemplarisch belegt werden. Dabei dürfen aber, wie bereits erwähnt, weder Querverbindungen noch die linear verlaufende Entwicklung außer Acht gelassen werden.

Lässt man den 17-minütigen, 1967 entstandenen Kurzfilm Concert of Requests außen vor, dann ist Die Narbe aus dem Jahr 1976 Kies lowskis erster Spielfilm, der nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Kino gezeigt wurde. Die Jahre 1976 bis 1981 kann man in gewisser Weise als Übergangsphase vom Dokumentar- zum Spielfilm ansehen. Nach Der Zufall möglicherweise 1981 folgen außer dem Dokumentarfilm Sieben Tage die Woche5

5 Dies ist ein Film aus einem Zyklus über Städte, den verschiedene Regisseure verwirklicht haben. Jeder Regisseur hat das Leben in einer Stadt dokumentiert. Kies
 lowskis Film stellt die Stadt Warschau dar. Jeden Tag der Woche wird ein Fragment des Lebens einer einzelnen Person gezeigt. Am Sonntag sind alle Personen gemeinsam beim Essen: Es handelt sich um die Mitglieder einer Familie.
, der zu einem Fernsehzyklus gehört, nur noch Spielfilme.

Die Interessenverlagerung bei der Wahl der Themen ist, den Worten des Regisseurs zufolge, eindeutig: »Yet film offered the best description of Poland in the 1970s. At the end of the 1970s, I realized that this description was limited, that we had reached these limits and that there was no point in describing this world any further.
A result of this train of thought is Blind Chance (Der Zufall möglicherweise; Anm. des Verfassers), which is no longer a description of the outside world but rather of the inner world.«6

6 (Stok, 1993, S. 113)


Erste Seite (1) Vorherige Seite (32)Nächste Seite (34) Letzte Seite (138)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 33 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski