- 37 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (36)Nächste Seite (38) Letzte Seite (138)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Die Verwendung der Musik Preisners ist für Kies
 lowski ein Mittel, in seinen Filmen über die Grenzen eines kulturellen Kontextes hinauszugehen. Kühn formuliert diesen Sachverhalt folgendermaßen: »Auf umfassendere Weise eröffnet die Musik, daß Kies lowski nicht an abgegrenzten Sprachräumen festhält, sondern die Gemeinsamkeit einer kulturellen Identität heraufbeschwört.«18
18 Kühn (1991)

Mit La Double Vie de Véronique hat Kies lowski auf dem Weg zu seiner Trilogie eine hohe Stufe der Perfektion erreicht. Allerdings wurde dieser Weg, diese eingeschlagene Richtung von vielen Kritikern oft nicht verstanden. Häufig wurde ihm vorgeworfen, seinen Stil, seine Art und Weise die Welt zu betrachten, verleugnet zu haben. Kies
 lowski selbst wehrt sich gegen diesen Vorwurf: »I really don’t have any sense of having betrayed my own point of view, ...any of my opinions or my attitude to life.
The realm of superstitions, fortune-telling, presentiments, intuition, dreams, all this is the inner life of a human being, and all this is the hardest thing to film.[...] I’ve been trying to get there from the beginning. I’m somebody who doesn’t know, somebody who’s searching.«19

19 (Stok, 1993, S. 193–194)

Mit der Drei Farben-Trilogie setzt er seine Suche nach neuen präziseren Wegen, das innere Leben von Individuen zu ergründen, fort. Diese Suche gipfelt in den herausforderndsten Filmen seiner Karierre, in denen sein Anliegen am Deutlichsten zum Ausdruck kommt: »You make films to give people something, to transport them somewhere else and it doesn’t matter if you transport them to a world of intuition or a world of the intellect.«20

20 (Stok1993, S. 193)
Die Trilogie kann also als Höhe- bzw. Schlusspunkt einer stringenten Entwicklung angesehen werden, die anhand einiger Punkte hier exemplarisch aufgezeigt wurde.

3.2 Zur Idee der Trilogie

Ebenso wie im Dekalog war es der Drehbuchautor Krzysztof Piesiewicz, der die grundlegende thematische Idee für die Trilogie lieferte. Kies lowski erinnert sich:

»Blue, white, red: liberty, equality, fraternity. It was Piesio’s idea that having tried to film the Decalogue, why shouldn’t we try liberty, equality and fraternity?«21

21 (Stok, 1993, S. 212)

Kies lowski selbst hat zugegeben, dass die Konzeption der Drei Farben-Trilogie auf einem großen Irrtum beruht. Fest stand zunächst nur, dass es um die Ideale der Französischen Revolution – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – gehen sollte.

»Wir waren so ahnungslos, mein Co-Autor Krzysztof Piesiewicz und ich, daß wir glaubten, die Farben der Trikolore würden von den Franzosen mit diesen Begriffen gleichgesetzt. So wie wir Polen beim Weiß-Rot unserer Fahne an den Adler und an das Blut denken. Aber offenbar ist es in Frankreich nicht so.«22

22 Kies lowski, zit. nach (Jenny, 1994a, S. 180)


Erste Seite (1) Vorherige Seite (36)Nächste Seite (38) Letzte Seite (138)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 37 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski