- 40 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
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Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Irène Jacob in Die zwei Leben der Veronika, wollte Kies lowski sie unbedingt wieder in einem seiner Filme einsetzen. Er schrieb das Drehbuch zu Rot schon in dem Wissen, dass sie die Hauptrolle spielen würde. So schnitt er gewissermaßen die Rolle der Valentine auf sie zu.29

29 Kies lowski, zit. nach (Amiel und Ciment1994, S. 29): ». . . , parce qu’au moment de l’écriture, on pensait déjà à Irène Jacob. Je savait qui elle était;. . . , et je savais qu’elle donnerait à ce film tout ce qu’elle est.«

Eine andere Person, mit der Kies lowski schon in Ohne Ende, dem Dekalog und in Die zwei Leben der Veronika zusammengearbeitet hatte, war der Komponist Zbigniew Preisner. Für Kies lowski und sein Vorhaben war es von großer Bedeutung, einen kreativen fähigen Komponisten zu engagieren, da die Musik zu Blau einen direkten thematischen Bezug hat. Auch in den anderen beiden Filmen fungiert die Musik gewissermaßen als Bedeutungsträger und hebt die durch den Film vermittelten Gefühle, Stimmungen und Bedeutungen auf eine höhere Ebene.

Die Trilogie entstand vom Beginn der Konzeption bis zur Vollendung in zweieinhalb Jahren, was angesichts der Komplexität ein sehr geringer Zeitraum für drei Spielfilme ist. Das gesamte Drehen dauerte ohne längere Pausen neun Wochen für jeden Film. Kies lowski arbeitete sehr zügig: Einen Tag, nachdem Blau fertig gedreht war, wurden die Aufnahmen in Paris für Weiss gedreht, außerdem arbeitete er beim Drehen von Weiss und Rot gleichzeitig im Schneideraum am vorausgegangenen Film. Auf diese Art und Weise war es möglich, die drei Filme innerhalb von nur neun Monaten auf großen Festivals zu präsentieren: Blau erschien im September 1993 in Venedig, Weiss im Februar 1994 in Berlin und Rot im Mai 1994 in Cannes. Zurecht merkt Pierre Lachat kritisch an: »Hinter der Parforceleistung fürs Buch der Rekorde steckt nicht zuletzt kommerzielles Kalkül.«30

30 (Lachat1994, S. 22)
Für Kies lowski selbst war es wichtig, Zeit zu gewinnen.31
31 »Vielleicht nur deshalb, um Zeit zu gewinnen. Wenn man einen Film machen will, dann braucht man dafür vom ersten Drehbuchentwurf bis zum fertigen Film rund zwei Jahre. Hier handelt es sich um drei Filme – das wären dann 6 Jahre. Bei diesem Zyklus kann ich drei Filme in zweieinhalb Jahren machen. So lange dauert es von den ersten Arbeiten am ersten Drehbuch bis zur Freigabe des letzten Films. Die Rechnung ist also einfach: Wenn man von 6 Jahren zweieinhalb abzieht, dann ergibt das dreieinhalb. Dreieinhalb. Das bedeutet, daß ich dreieinhalb Jahre meines Lebens gewonnen habe.« Kies lowski, zit. nach Merker (1993)
Nach Rot kündigte er an, keinen weiteren Film mehr zu drehen. In Interviews betonte er oft, dass er sich für den Rest seines Lebens in seinem Haus an einem See in Masuren zurückziehen32
32 Vgl. (Jenny1994a, S. 182) oder (Amiel und Ciment1994, S. 32)
und »leben«33
33 »Making films isn’t a proper way to live; if you really want a life, you really have to live and not make films.« Kies lowski, zit. nach (Andrew1998, S. 85)
wollte. Vielleicht war es also einfach nur der Drang »sich zurückzuziehen«, der ihn zu dieser Parforceleistung trieb.

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