3.4 Dramaturgische Gemeinsamkeiten –
Synchrone Merkmale
In Kielowskis Werk lassen sich Bezüge und Verbindungen der verschiedensten Art
finden, die zum Teil grundlegend für das Verständnis seines Filmschaffens, für
das Verständnis von Trilogie und Dekalog und sogar für das Verständnis der
einzelnen Filme sind. Geoff Andrew äußert sich zu den Verbindungen und Bezügen
folgendermaßen:
»The narratives, too, can seem mysterious, not only because of their often
elliptical construction, wich allows the audience to piece them together only
gradually, but because they are filled with odd coincidences, repetitions,
parallels and connections...
Nevertheless, it is primary through the connections he makes, both within
individual films and between one film and another, that we are able to grasp
the full implications of his work.«34
Es ist fast unmöglich, alle Verbindungen und Bezüge zu erfassen. Die Verbindungen
könnten noch im Vergleich einzelner Einstellungen, im Vergleich von Details –
Lichtreflexe, Gläser, Tassen, Löffel usw. aufgezeigt werden. Allerdings stellt sich die
Frage nach der Wichtigkeit dieser Bezüge und dem Sinn einer solchen Untersuchung,
denn Kielowski selber schreibt, dass den Bezügen in der Trilogie nicht derselbe
Stellenwert wie denen im Dekalog beizumessen ist: »There were a lot of connections
between the films of the Decalogue. There are fewer connections here and they’re far less
important.«35
Um Kielowskis künstlerische Arbeitsweise zu verdeutlichen, sollen dennoch im
Folgenden die Verbindungen der Trilogie zu früheren Werken und nur die wichtigsten
Verbindungen der einzelnen Filme der Trilogie untereinander exemplarisch aufgezeigt
werden.
3.4.1 Verbindungen der Trilogie zu früheren Filmen
Wie schon in Kapitel 3.1 erläutert, ist Kielowskis Schaffen als stringent lineare Entwicklung
zu verstehen. Er selber betrachtet seine späteren Spielfilme als logische Schlussfolgerung
seiner früheren Arbeit an Dokumentar- und Fernsehproduktionen. Peter Hasenberg
schreibt dazu: »Die Drei Farben-Trilogie führt keine neuen Themen ein, sondern neue
Variationen.«36
So verwundert es auch nicht, dass viele Elemente seiner letzten drei Filme in
vorausgegangenen Filmen schon antizipiert wurden. Auf diese Art und Weise wird das
Filmwerk Kielowskis zu ». . . einem kleinen Kosmos mit eigenen Regeln und
Gesetzen. . . «37,
auf den nun genauer eingegangen werden soll. Obwohl es auch etliche Bezüge früherer
Werke in sich und untereinander gibt, sollen hier nur kurz thematische und szenische
Bezüge der Trilogie zu früheren Filmen dargestellt werden:
In Blau lassen sich folgende Bezüge feststellen: zu Ohne Ende (der Versuch einer
älteren Frau mit dem Tod ihres Mannes fertigzuwerden); zu Dekalog 1 (der Verlust
|