- 42 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (41)Nächste Seite (43) Letzte Seite (138)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

einer nahestehenden Person und der Umgang damit); zu Dekalog 3 (eine ältere Frau in einem Altenheim glaubt, dass ihre erwachsene Nichte noch ein Kind ist); zu Dekalog 6 (Sexualität, Figur der Lucille und die Schwierigkeit ohne Liebe zu leben) oder zu Die zwei Leben der Veronika (Thema Musik und die »Heimsuchung« der Protagonistin von mysteriösen Lichteffekten als eine Art übernatürliche Präsenz).

In Weiss ist gibt es Gemeinsamkeiten mit: Der Zufall möglicherweise (jemand erwartet die Freilassung seiner Geliebten aus dem Gefängnis); Dekalog 5 (Tötung); Dekalog 6 (Spionieren und Unmöglichkeit der Gleichheit in der Liebe); Dekalog 9 (Impotenz, Eifersucht, Untreue)38

38 Allerdings handeln die Protagonisten hier unterschiedlich. Roman versucht sich im Dekalog 9 umzubringen, während Karol in Weiss versucht, seine Ex-Frau zurückzugewinnen, was ihm am Ende auch gelingt. In beiden Filmen wird die Eifersucht der Männer mit einem ähnlichen Motiv gezeigt: Der betrogene Mann schaut in ein erleuchtetes Zimmer und sieht auf den Vorhängen den Schatten seiner Frau bzw. Ex-Frau mit ihrem Liebhaber.
und Dekalog 10 (Portrait des obskuren Polens, wo man einen Blinddarm, bzw. in Weiss sogar eine ganze Leiche kaufen kann). Außerdem spielen Jerzy Stuhr und Zbigniew Zamachowski in Weiss zwei Brüder, genauso wie im Dekalog 10.

Der Film Rot enthält verschiedene Variationen von Momenten, Motiven und Themen aus Kies lowskis früheren Filmen. Ohne Ende und Dekalog 5 antizipieren in gewisser Weise Kern’s Desillusionierung in Bezug auf die juristische Rechtsprechung in Polen. In Dekalog 1 und Dekalog 2 kommen tote Hunde vor. In Dekalog 2 führt uns der Hund zu einem Arzt, der mit dem Verlust seiner Familie zu kämpfen hat und, ähnlich wie Kern, versucht ist, »Gott« zu spielen. Dekalog 4 handelt von einer Begegnung zwischen einer jungen Frau und einem älteren Mann zu einem falschen Zeitpunkt.39

39 »But Red is really about wether people aren’t, by chance, sometimes born at the wrong time.« (Stok1993, S. 218)
Der Richter in Rot könnte der gealterte Jurastudent aus dem Dekalog 5 sein, Dekalog 6 handelt von Voyeurismus, Dekalog 8 portraitiert eine Frau, die ähnlich wie Valentine selbstlos dazu bereit ist, Verantwortung für andere zu übernehmen. Nicht zu übersehen sind auch Parallelen zu Die zwei Leben der Veronika: Kern übernimmt in Rot die Funktion des Puppenspielers. Auch er kann in gewisser Weise das Leben der handelnden Personen beeinflussen und lenken.

Auf eine weitere Gemeinsamkeit, der eine größere Bedeutung zukommt, da sie die drei Filme miteinander vereint, soll nun etwas genauer eingegangen werden: Die Fähre, auf der sämtliche Protagonisten der Trilogie durch ihre gemeinsame Rettung verbunden sind, spiegelt in gewisser Art und Weise den Warschauer Wohnblock wider, in dem fast alle Personen aus dem Dekalog wohnen. Es war von Anfang an Kies lowskis Absicht, alle Protagonisten in der letzten Szene zu vereinen: »The intention was similar to that of The Decalogue, and boils down to a very simple concept: that the life of every single person is interesting if you just look at it. In The Decalogue, they all lived in one estate; we looked behind various windows and told the stories we found there. With the trilogy, a few people are saved from the ferry, so let’s see who they are, how they live, and perhaps even find out why they were on the ferry.«40

40 Kies lowski, zit. nach (Andrew, 1998, S. 70–71)

Der Unterschied zum Wohnblock besteht allerdings darin, dass die Protagonisten auf der Fähre erst am Schluss des Films vereint sind und nicht zu Beginn, wie


Erste Seite (1) Vorherige Seite (41)Nächste Seite (43) Letzte Seite (138)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 42 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski