es im Dekalog 1
der Fall ist, der mit einem Kameraschwenk über den Block und einem Zoom auf ein
bestimmtes Fenster beginnt. Im Gegensatz zum Dekalog kann man bei der
Trilogie also von einer teleologischen Konzeption sprechen. Theoretisch hätte
Kielowski das Unglück auch als Ausgangspunkt für seine Trilogie benutzen
und die Geschichten somit von hinten aufrollen können. Durch Kielowskis
Dramaturgie wird der Zuschauer aber bis zum Ende im Unsicheren darüber
gelassen, was mit den Protagonisten passiert. Außerdem lässt er die Trilogie,
die viel mit Verlust, Kummer, Einsamkeit und Verzweiflung zu tun hat, auf
diese Art und Weise mit einem Hoffnungsschimmer enden. Ein Gegenbild zu
diesem Aspekt bildet der Flugzeugabsturz in Der Zufall möglicherweise. Dieser
endet aber weniger hoffnungsvoll: bei der Tragödie kommt der Protagonist ums
Leben.
Nachdem nun konkrete inhaltliche und motivische Verbindungen der einzelnen Filme
Blau, Weiss und Rot zu früheren Filmen erläutert wurden, sollen nun Bezüge der Trilogie
(als Gesamtwerk) zu vorausgegangenen Filmen dargestellt werden: Ein solcher Bezug ist
der von Preisner und Kielowski erfundene Komponist Van den Budenmayer. Zum
ersten Mal tauchte er im Dekalog 9 auf, dann in Die zwei Leben der Veronika und in
der Trilogie in Blau und Rot. Obwohl Kielowski gegenüber Danusia Stok in
(Stok, 1993, S. 225) äußerte »In each of the three films we cite Van den Budenmayer«,
ist in Weiss weder ein verbaler oder musikalischer noch ein visueller Hinweis zu
finden.41
41
Hierzu ist anzumerken, dass das Buch Kielowski on Kielowski 1993 entstand, als
der Film Weiss gerade gedreht und produziert wurde. Wahrscheinlich fand die Figur
Van den Budenmayer keinen Platz im Film. Ebenso ist es der ursprünglich
geplanten Schlussszene ergangen, die Karol und Dominique gemeinsam auf einer
Fähre zeigen sollte. »You see them both on a ferry but you have to see the
third film, Red, to know that White has an happy ending.« (Stok, 1993, S.
217)
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Eine weitere Verbindung zum Dekalog stellt das Lied »Do Not Take Another
Man’s Wife«, Nr. 12 des Soundtracks zu Rot, dar: Im Dekalog 9 schenkt
eine frisch operierte Sängerin, ein weiterer Bezug zu Die zwei Leben der
Veronika,42
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Allerdings stirbt die »polnische« Weronika, die ihre Gesangskarriere nicht aufgeben
wollte, in dem Film.
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ihrem Arzt eine Platte von Van den Budenmayer, auf der genau dieses Lied gesungen
wird. Auch er, der Arzt, musste, ebenso wie Kern und Auguste, die schmerzhafte
Erfahrung machen, von seiner Frau betrogen worden zu sein.
3.4.2 Verbindungen innerhalb der Trilogie
Die wohl auffälligste Verbindung der drei Filme untereinander ist das Auftreten
aller Protagonisten als Überlebende des Fährunglücks am Schluss von
Rot.43
Ebenso auffällig ist eine Szene, die in Blau und Weiss gewissermaßen aus zwei
Perspektiven betrachtet wird: In Blau schaut Julie auf der Suche nach Sandrine in den
Gerichtssaal, in dem gerade Karols und Dominiques Scheidung verhandelt wird.
Andererseits sieht man in Weiss, wie Julie kurz in die Verhandlung hereinschaut, aber
sofort von einem Polizisten aus dem Saal gewiesen wird. Als Julie die Treppen zur
Wohnung der Kopistin hochgeht, könnte ihr Dominique in einem offenen Fahrstuhl
entgegenkommen.44
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Diese Vermutung ist aber nicht zu verifizieren, da man die Frau nur von hinten sieht,
und nur die Größe und die blonden langen Haare den Eindruck hervorrufen, dass es sich
bei ihr um Dominique handelt.
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Eine weitere aufschlussreiche Verbindung stellen die Reaktionen Julies,
Karols und Valentines auf eine bestimmte Situation dar: In allen
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