- 57 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
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Erschreckt, verwirrt sitzt Julie in ihrem Stuhl, so als begreife sie nicht, was ihr geschieht. Dann brechen erneut die vollen Tutti-Akkorde des Orchesters (T.4), die anschließende Solo-Oboe (T.5) und der abschließende Tutti-Akkord des Orchesters (T.6) über sie herein, das Bild wird wieder in Blau getaucht und die Kamera fährt auf sie zu. »Guten Tag«, hört sie, nachdem der letzte Akkord verklungen ist, blickt verwirrt in die Richtung, aus der die Stimme kam, und nochmals fallen die vollen Tutti-Akkorde des Orchesters über sie her: was zuletzt noch wie ein kühler, blauer, gespenstiger Überfall inszeniert war, bricht jetzt mit einer schwarzen Blende, in der die Oboe ausklingt, über ihr zusammen. Nachdem die Musik verklungen ist, hat sie sich wieder gefasst und antwortet: »Guten Tag.«








Visuelle Ebene
Auditive Ebene








Nr.

Zeit

Bild

K.

Text

G.

Musik

















72

10:06

Krankenhaus von außen

T/NS

O-Ton









73

10:13

Balkon des Krankenhauses

HT/NS

O-Ton









74a

10:18

J. döst im Stuhl

N/NS

74b

10:24

J. erschrickt

N/NS

T.1(Tutti)

74c

10:30

J. im Stuhl

–/NS

Kamera fährt von ihr weg

T.2–3(Ob.)

74d

10:37

s.o.

–/NS

Kamera fährt auf sie zu

T.4(Tutti)

74e

10:43

s.o.

N/NS

T.5(Ob.) T.6(Tutti)

74f

10:52

s.o.

D/NS

Guten Tag!

T.1(Tutti)









75

10:59

schwarze Blende

T.2–3(Ob.)

















76

11:03

J. im Stuhl

N/OS

Guten Tag!










Tabelle 4.3: Filmprotokoll Segmente 10/11

Die dramaturgische Gestaltung des Segments 32, in dem Julie ausgeschlossen im dunklen Treppenhaus sitzt, kann in gewisser Weise auch als »Einbruch der Vergangenheit« angesehen werden. Auch hier wird die Szene in blaues Licht getaucht, und die Musik spiegelt ihre Gedanken wider. Da hier aber musikalisch Patrice’s Thema zugrunde liegt, wird auf dieses Segment im Abschnitt 4.1.3.3 eingegangen.

Der nächste »Einbruch« widerfährt Julie erst eine beträchtliche Zeit später.35

35 Diese beiden Einbrüche liegen im Film immerhin fast eine halbe Stunde auseinander.
Durch Antoine, den Unfallzeugen, der ihr ihre Kette zurückgeben möchte, wird sie wieder an das bisher verdrängte Geschehen erinnert. Antoines Angebot: »Wenn sie mich irgendetwas fragen wollen. . . Ich war ja gleich da, als der Wagen . . . «, unterbricht sie mit einem deutlichen »Nein!«, auf das sofort, passend zur schwarzen Blende, die Tutti-Akkorde des Orchesters einsetzten, so dass die anschließende Oboe zum schwarzen Bild erklingt. Erst auf dem letzten Ton wird die Blende wieder geöffnet, und Julie bittet Antoine um Entschuldigung.

Dem folgenden »Einbruch«, den sie schon kurze Zeit später erlebt,36

36 Auffällig ist, dass dieser Take fast genau in der Mitte des gesamten Films erklingt.
kommt eine besondere dramaturgische Bedeutung zu. An dieser Stelle sind die beiden Themen A und B kompositorisch miteinander verbunden.










Visuelle Ebene
Auditive Ebene








Nr.

Zeit

Bild

K.

Text

G.

Musik

















239

43:23

J. krault quer zu den Bahnen durchs Schwimmbad

HN/NS

O-Ton









240

43:30

s.o.

N/NS

O-Ton

240a

43:42

J. zieht sich am Beckenrand hoch

N/US

O-Ton

T.1

240b

43:45

J. lässt sich erschrocken langsam wieder herunter

N/US

T.1 (2.Zz.)-4

240c

43:59

J. taucht Gesicht unter Wasser

N/AS

O-Ton lauter; Musik leiser

T.5–7










Tabelle 4.4: Filmprotokoll Segment 37

Unterteilt man die Einstellung 240 noch in kleinere Abschnitte, so fällt auf, wie exakt passend die Musik hier zu den Bildern geschnitten ist. Genau in dem Moment,


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