- 66 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
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so die Feststellung, dass die Musik auch schon früher in diesem Sinne, auch wenn sie nicht wie hier im »on« erklang, als Träger der Vergangenheit eingesetzt wurde. Interessant geschnitten ist die Detailaufnahme des Stückchen Zuckers, das sich mit Kaffee vollsaugt, während vom Flötenspieler die Takte 13 und 14 erklingen.53
53 Eine ähnliche Detailaufnahme (in der der auf der Untertasse liegende Löffel gezeigt wird) findet sich in Segment 29. Auch hier sitzt Julie im Café und lauscht dem Flötenspieler.
Als dieses sich vollgesogen hat, lässt Julie es genau auf die Zählzeit 4 in die Tasse fallen. Noch in Einstellung 277, nachdem das Stückchen Zucker in die Tasse gefallen ist, erklingt der Takt 15, und bevor dieser zu Ende ist, erfolgt der Schnitt zum nächsten Segment. Hier verbindet die Musik zwei Segmente miteinander. In Segment 42 geht Julie zum Flötenspieler und fragt diesen, nachdem er Takt 16 zu Ende gespielt hat: »Woher haben Sie diese Musik?« »Ich erfinde dauernd solche Sachen. Ich spiele gern«, antwortet dieser und spielt die letzten drei Takte (vgl. Abbildung 4.8). Nach diesen folgt der Schnitt zur nächsten Sequenz. Auffällig ist auch hier, dass das Thema offen bleibt. Der letzte Takt endet nicht mit dem Grundton h oder einem akkordeigenen Ton der Tonika h-Moll.
4.1.3.5 Julies Thema: Auseinandersetzung mit der Zukunft

Im vierten Teil des Films (Sequenz 57–63; nach dem Wendepunkt) ist Julie schon auf dem Weg, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, und damit verbunden, das Konzert zu vollenden. Sie komponiert in diesem Teil noch nicht selber, geht jedoch auf die Bitte Oliviers ein, sich einen Teil, den er vervollständigt oder selber komponiert hat, anzuhören. Olivier spielt das Thema in Abbildung 4.9, das im Folgenden mit »Julies Thema« oder »Thema C« bezeichnet wird.


PIC

Abbildung 4.9: Thema C in Segment 58


Das Thema wird von ihm allerdings mit Dreiklängen begleitet, die – auch gemessen an Julies Reaktion – noch recht banal und einfallslos klingen. In Einstellung 380 sieht Julie ihn deshalb mit unzufriedenem Blick an. Nach kurzer Zeit geht sie zum Bücherregal, zieht eine Bibel heraus und unterbricht Olivier auf dem dreigestrichenen d in Takt 5 mit der Frage: »Wissen Sie eigentlich was der Chor in dem


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