- 8 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
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Analyse, bildet das Kapitel 4. In diesem Kapitel sollen die theoretischen Grundlagen plastisch mit Inhalt gefüllt werden. Anhand ausgewählter Beispiele werden die Zusammenhänge von Szenerie und Ton, die verschiedenen Funktionen der Musik etc. dargestellt. Im Anhang finden sich ferner Disco- und Filmographien zu bzw. über Kies
 lowski und Preisner. Die in der Analyse verwendeten Notenbeispiele erheben keinen Anspruch auf kompositorische Authentizität. Da es nicht möglich war, Notenmaterial zu erhalten, wurden die einzelnen Themen vom Verfasser nach Gehör transkribiert.

Bei der Literaturrecherche zu dieser Arbeit wurde deutlich, dass es zur Filmmusik Preisners im Allgemeinen und speziell zu der Verwendung seiner Musik in den Filmen Kies lowskis keine Literatur gibt, die sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt. Lediglich der Filmmusikwissenschaftler Wolfgang Thiel versucht in einem zweiseitigen Artikel eine »Annäherung an Zbigniew Preisners Drei Farben-Partitur«. In den unzähligen Artikeln und Rezensionen, die sich mit den Filmen auseinandersetzen, wird die Musik, wenn überhaupt, meist nur nebensächlich erwähnt. Auch Erbsteins Buch »Untersuchungen zur Filmsprache im Werk von Krzysztof Kies lowski« und Geoff Andrews »The Three Colours Trilogy« gehen nur sehr oberflächlich auf die Verwendung der Musik in den Filmen ein.

Die vorliegende Arbeit versucht in dem ihr möglichen Rahmen diesem Sachverhalt entgegenzuwirken, indem sie eine grundlegende Untersuchung der Filmmusik zu der Drei Farben-Trilogie liefert. Gleichzeitig soll der auf der musikalischen Ebene vielschichtigen und außergewöhnlich engen Zusammenarbeit der beiden Künstler Rechnung getragen werden.

Kapitel 1
Biographie und künstlerischer Werdegang

1.1 Krzysztof Kies lowski

Krzysztof Kies lowski, am 27.6.1941 in Warschau geboren, wuchs in eher ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater arbeitete als Ingenieur und seine Mutter als Büroangestellte. Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde Kies lowskis Schwester 1944 in Strzemieszyce geboren. Seinem Vater, der an Tuberkulose erkrankt war, ging es immer schlechter, so dass er viel Zeit in Sanatorien verbringen musste. Da die Familie aber zusammenbleiben wollte, zog die Mutter mit ihren beiden Kindern immer in dieselbe Stadt und suchte sich dort Arbeit. Auch Kies lowski und seine Schwester verbrachten einige Zeit in Sanatorien1

1 Es handelt sich hierbei um spezielle Sanatorien für Kinder, die in Polen ›Preventoria‹ genannt werden. »They were for children threatened by TB or who were weak. The whole idea was to spend time in a good climate and to have healthy food.« (Stok1993, S. 13)
, die vom Staat bezahlt wurden, da die alleinverdienende Mutter nicht das nötige Geld aufbringen konnte, um die Kinder zu versorgen. Für die Familie war diese Trennung nicht besonders leicht. Bedingt durch die häufigen Umzüge, musste Kies lowski oftmals die Schule wechseln. »I went to so many schools that I often get them mixed up, and don’t remember even where I went. I would change schools twice or even three times a year.« (Stok1993, S. 10) Kies lowski war immer ein guter Schüler, der hervorragende Noten erzielte, ohne sich besonders anzustrengen. Trotzdem brachte ihm die Schule keinen großen Gewinn. Da die Familie immer in kleineren Dörfern lebte, bot sich auch nicht die Möglichkeit, weiterführende Schulen zu besuchen. Der Vater schickte ihn schließlich auf eine Berufsschule der Feuerwehr, da Verpflegung und Unterkunft frei waren. Aber schon nach wenigen Monaten stellte Kies lowski fest, dass er lieber, koste es was es wolle, studieren wollte.

Schließlich bot sich die Möglichkeit, ein ›College für Theatertechniker‹2

2 Pan stwowe Liceum Techniki Teatralnej
in Warschau zu besuchen, dessen Direktor der Onkel seiner Mutter war. Hier wurde neben der technischen Ausbildung auch ein Schwerpunkt auf die Vermittlung kultureller Werte gelegt. So wurden die Schüler von ihren Lehrern angewiesen, ins Theater oder Kino zu gehen und Bücher zu lesen. Letztere interessierten Kies lowski allerdings schon von Kindheit an. »And those books formed us — at least, they did me. They taught me something, made me sensitive to something. The books I read, particularly as a child or boy, made me what I am. [...] Of course, the world wich I

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