| | | | | | | | meist
unbrauchbar.«5
Der Maßstab für das grafische Resultat ist und bleibt das gestochene Notenbild. Ein
solches erreicht man nach [Hader(1948), S. 32] nur durch »die Erfahrung eines ganzen
langen Lebens, Ausdauer, Begeisterung und Demut vor der Schönheit dieses Berufes, der
in seiner nie versiegenden Abwechslung eine Quelle von täglich neuen Erlebnissen
bildet.« Im weiteren Verlauf seines Textes stellt er fest: »Noch dem ältesten Stecher
wird jede begonnene Arbeit zum neuen Problem und findet Krönung in ihrem
guten Gelingen.« Und genau dieses ›gute Gelingen‹ ist für Musiker von enormer
Wichtigkeit.
Nur in Bezug auf die ›Verteilung der Noten auf die
Systeme‹6
Im Vergleich zu den zahlreichen anderen Punkten, auf die es bei einem guten Notensatz
ankommt (Ausrichtung von Legatobögen und Balken, Abstand der Noten untereinander,
Artikulationsteichen, Gruppierungen etc.), stellt diese allein einen sehr kleinen Aspekt
dar.
|
schreibt Hader weiter: »Es ist bekannt, daß dem Schüler wie auch dem
geübtesten Musiker ein zu eng eingeteiltes Musikstück beim Studium
um vieles schwerer erscheint als dasselbe Stück in schöner, klarer
Deutlichkeit.«7
Und auch Rader stellt in Bezug auf ein ›nicht korrektes‹ Druckbild fest:
»Even if performers are not consciously aware that something is wrong, their
subconscious reactions, conditioned through a lifetime of practise, will not be the
same.«8
Um nun mit Hilfe eines Computers ein schönes, klares und deutliches Notenbild zu
erzeugen, sind Regeln notwendig, die man in Bezug auf den Computer Algorithmen
nennt.9
Zum Beispiel der Line-Up-Algorithmus, der Noten nach ihren Werten in mehreren Stimmen
korrekt anordnet, der Quantisierungsalgorithmus oder der Stimmenextraktionsalgorithmus, der z. B.
die MIDI-Stimmen entsprechenden Systemen zuteilt. Bei der Notation von Liedern ist des Weiteren
ein Algorithmus für die Zuordnung von Silben zu den passenden Noten von großer Bedeutung. Ein
kleiner Überblick über Notensatzalgorithmen in der Literatur findet sich bei [Gieseking(2001a),
S. 28–29].
|
Das Problem liegt nun genau im Erstellen dieser Algorithmen, denn die unzähligen
Stichregeln sind zum großen Teil gar nicht schriftlich fixiert. Selbst die einfachsten
Regeln – oft sind dies die, die aus ›gesundem Menschenverstand‹ heraus entstehen
– muss ein Computer in allgemeingültiger Form formuliert bekommen und
gerade diese ›intuitiven‹ Regeln bereiten oft die größten Schwierigkeiten. In der
Literatur werden Stichregeln – wenn überhaupt – nur anhand bestimmter Beispiele
dargestellt.10
Vgl. [Hader(1948), S. 55]. Auch Noll stellt fest: »Trotzdem gibt es nur erstaunlich wenig
feste Regeln. Wenn es um Feinheiten geht, war und ist Notensatz eine sehr individuelle
Angelegenheit.« [Noll(1996), S. 198] U. a. liegt das auch an der ›Geheimhaltung‹ dieser Regeln.
»Viele Stechereien behielten schon während der Blütezeit des Notenstichs ihr Wissen über
Regeln und bewährte Berechnungen der genauen Parameterwerte für sich, so daß es nicht
systematisch aufbereitet und in der Literatur nachgeschlagen werden konnte.« [Gieseking(2001a),
S. 26]
|
Aber selbst wenn erfahrene Notenstecher in der Lage wären, ihre über Jahre hinweg
erlernten und intuitiv angewandten Regeln zu formulieren, so gibt es ein weiteres
gravierendes Problem: viele Regeln schließen sich untereinander aus. Je nach Situation
müssen manche Regeln ignoriert werden und sind in ihrem Kontext deshalb noch
schwieriger zu formulieren.
Ein weiteres Problem stellen die semantischen Vorgaben dar, von denen der Notensatz
beeinflusst wird. So kann man ein und den selben Rhythmus z. B. auf sehr unterschiedliche
Weise notieren und je nachdem, wie ein Komponist diesen |