Teil seines Werkes verstanden
haben will, notiert er ihn auch unterschiedlich. Zum heutigen Zeitpunkt sind wir noch
weit davon entfernt, solche Probleme zu lösen. Bislang basiert der digitale Notensatz
›nur‹ darauf, dass der Computer bestimmte Algorithmen ausführt; quasi auf dem
Ausführen von verschiedenen Kombinationen von Regeln. Vielleicht wird es mit Hilfe der
KI11
Bereits in die frühen sechziger Jahre fallen die ersten Versuche, den Computer – damals noch riesengroß – für den Notensatz zu gebrauchen. Das große Problem am Anfang bestand darin, einen Mittelweg zwischen ›einfacher Noteneingabe‹ und ›ausreichend komplexer Datenstruktur im Computer‹ einzuschlagen. Nach Gieseking12
»Was die Eingabetechnik angeht, so kristallisierten sich zwei unterschiedliche
Verfahren heraus: Zum einen handelt es sich dabei um sogenannte Batch-
oder Skriptsysteme, bei denen die Noteninformationen als alphanumerischer
Code mittels eines Texteditors in einer Datei abgelegt und abschließend vom
Satzsystem eingelesen wird […] Diese Technik läßt Nachbearbeitungen im
Sinne notenschriftlicher Logik offenkundig nur über ein erneutes Editieren
der Eingabedatei zu, so daß der Bediener eines solchen Batch-Systems neben
den notenschriftlichen Regeln auch die eindimensionale textuelle Umsetzung
der Musik beherrschen muss […]
Interaktivität ist des Weiteren auch insofern von Bedeutung, als dass unsere Notenschrift durch ihre Zweidimensionalität sowie durch die Verwendung grafischer Elemente geprägt ist. Nun findet man aber grafische Elemente und eine Zweidimensionalität nicht nur in der Musik. Auch andere Wissenschaften brauchen sie, um gewisse Sachverhalte wie z. B. Formeln (z. B. in der Mathematik oder Physik), Molekülstrukturen (z. B. in der Chemie oder Biologie), Lautschrift (z. B. in der Germanistik) etc. darzustellen. Der große Unterschied – und genau das ist der entscheidende Punkt, der die Musiknotation so erschwert – liegt aber in der Überlagerung einzelner Zeichen. In allen anderen Bereichen grenzen sich die zu druckenden Zeichen der einzelnen Formeln etc. deutlich voneinander ab und dies ist der Grund, warum sich hier der Typendruck ziemlich einfach anwenden lässt. »Bei der Notenschrift liegt die Sache völlig anders. Sie ist ohne Überschneidungen ihrer textuellen und grafischen Anteile in der uns bekannten Form nicht vorstellbar. Man denke dabei etwa an Notenköpfe, die auf System- oder Hilfslinien liegen, an Balken, die Notenhälse einer anderen Stimme schneiden oder an ineinandergeschobene Akkordtrauben«, schreibt Gieseking in [Gieseking(2001a), S. 26]. Die große Herausforderung für Musikwissenschaftler, Mathematiker und Informatiker besteht nun darin, komplexe Algorithmen zu entwickeln, die diesen Problem gerecht werden und sie lösen. Dies ist ansatzweise auch schon gut gelungen.
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