- 258 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (257)Nächste Seite (259) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

die Möglichkeit, ganz verschiedene Outputmöglichkeiten aus einem Dokument zu generieren.

Erste Überlegungen zur Trennung von Informationsgehalt und Darstellung stellten William Tunnicliffe und Stanley Rice bereits im Jahr 1967 an.43

Tunnicliffe von der Graphic Communications Association (GCA) machte im September 1967 den Vorschlag, den Informationsgehalt eines Dokumentes von der äußeren Form zu trennen. Rice, ein New Yorker Buch-Designer, veröffentlichte fast zur gleichen Zeit seine Idee der ›editorial structured tags‹, aus denen später das ›generic markup‹ entstand. Der Begriff des ›markup‹ stammt aus einer Zeit, in der Begriffe wie DTP noch unbekannt waren. Nachdem ein Manuskript inhaltlich überprüft war, folgte die Bearbeitung durch den Layouter. Dieser fügte handschriftliche Markierungen (markups) in das Dokument, die später beim Setzen berücksichtigt wurden. Genau diese Vorgehensweise spiegelt sich auch heute noch in vielen elektronischen Dokumenten wider. Die gängigen Textverarbeitungen arbeiten noch immer nach diesem Prinzip. WYSIWYG-Programme, wie zum Beispiel Microsoft Word oder Star Office stellen die Steuerzeichen zwar nicht mehr auf dem Bildschirm dar, aber die Fixierung auf das Layout des Dokumentes ist noch immer vorhanden. So wählen die meisten Verfasser für Überschriften einfach eine größere Schriftart, die fett gedruckt wird. Ein Leser vermag durchaus zu erkennen, dass es sich hier um eine Überschrift handelt, ein Computer weiß dies aber nicht, da ein solches Dokument nur die Information enthält, wie der Text darzustellen ist, aber nicht, welche Funktion er erfüllt.

Genau an diesem Punkt setzt der ›Generic Code‹44

44Die deutsche Übersetzung von ›generic‹ bedeutet etwa soviel wie ›artgemäß‹.
an. Markierungen sollen Informationen über die Art der markierten Stelle, z. B. eine Überschrift, ein Kapitel, eine Fußnote etc., liefern. Die Vorteile liegen auf der Hand: die Struktur des Dokumentes geht bei der Speicherung nicht verloren. Folglich ist eine anwendungsspezifische eineindeutige Zuordnung bestimmter Klassen von Textstellen zu einer bestimmten Darstellung möglich.

Aufbauend auf den Ideen von Tunnicliffe und Rice entwickelten Charles F. Goldfarb, Ed Mosher und Ray Lorie im Jahr 1969 bei IBM GML.45

45GML steht für ›General Markup Language‹ und enthielt erstmals das Konzept eines formal definierten Dokumententyps mit einer verschachtelten Struktur. Das Synonym GML kann aber auch für die Namen Goldfarb, Mosher und Lorie stehen. Ein informativer Artikel zur Geschichte der Markup Languages findet sich bei [Courtaud(2002)].
Goldfarb, Mosher und Lorie gingen schon von verschiedenen Dokumenttypen sowie verschachtelten Dokumentstrukturen aus.

Im Jahr 1978 gründete das ›American National Standard Institute‹ (ANSI) schließlich ein Komitee, dessen Ziel die Entwicklung einer standardisierten Textbeschreibungssprache auf Basis von GML war. Nach einigen Entwürfen kam noch die International Organisation for Standardization (ISO) ins Spiel und im Jahr 1985 wurde ein gemeinsamer Entwurf präsentiert, der nach einigen Überarbeitungen im Jahr 1986 als Standard Generalized Markup Language (SGML) (ISO-Standard 8879) veröffentlicht wurde.46

Mit der rasanten Entwicklung des WWW in den

Erste Seite (i) Vorherige Seite (257)Nächste Seite (259) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 258 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium