- 29 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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3.  Notendruck

Der Notendruck steht zwar auf der einen Seite in enger Verbindung mit dem Buchdruck, auf der anderen Seite unterscheidet sich seine Entwicklungsgeschichte aber deutlich von der des Buchdruckes, wie schon Friedrich Chrysander 1879 feststellte:1

1[Chrysander(1879), S. 162].
»Die Aufschichtung des Stoffes hat bei der Geschichte des Musikdruckes eine weit grössere Bedeutung, als bei der des Buchdruckes. Der Buchdruck trat gleich in fertiger Gestalt auf und seine ganze Geschichte ist nur eine Modification des ersten glücklichen Anfanges; der Musikdruck stümperte Jahrhunderte lang in unvollkommenen Versuchen hin und her, um erst in den neueren Zeiten befriedigende Resultate zu erlangen.«

Die Behauptung Chrysanders, »der Buchdruck trat gleich in fertiger Gestalt auf«, lässt sich, wie in Abschnitt 2 dargestellt wurde, leicht widerlegen. Dennoch ist es wahr, dass der Notendruck noch in den Kinderschuhen steckte, als der Buchdruck schon seinen Siegeszug angetreten hatte.

Im Verlauf dieses Abschnitts wird nun die Entwicklungsgeschichte des Notendruckes dargestellt. Dabei lässt sich – in Analogie zum Buchdruck – zunächst eine Einteilung in die Zeit vor und nach 1500 vornehmen. Nach 1500 überlagern sich aber unterschiedliche Druckverfahren zeitlich, so dass der Autor es für sinnvoller hält, diese als Anhaltspunkte für eine Gliederung zu benutzen. Hier wird insbesondere auf den Blockdruck (3.2), den Typendruck (3.3), den Notenstich (3.4) sowie den Zinndruck und die weitere Entwicklung bis zum 20. Jahrhundert (3.5) eingegangen.

3.1.  Anfänge

Die ältesten gedruckten Noten stammen aus dem Jahr 1473. Abgebildet ist wahrscheinlich ein Graduale in gotischer Choralnotation, welches vermutlich aus dem Raum Konstanz stammt. Bei diesem Graduale handelt es sich um große Formen mit auf- und absteigender Liqueszens, die in einem zweiten Druckvorgang auf ein schwarzes Fünfliniensystem gedruckt wurden.

Vor 1470 sind lediglich die ersten Versuche, Notenlinien ohne Noten in Bücher zu drucken zu datieren. Die Noten konnten dann später eingefügt werden. Dies hatte den Vorteil, dass die zum großen Teil regional sehr unterschiedlichen Melodien liturgischer Gesänge von den Geistlichen selbst eingetragen werden konnten. Der große Nachteil waren die oft schlecht angefertigten Metall- und Holzschnitte, die zum Drucken der Notenlinien verwendet wurden und das daraus resultierende Problem der exakten Einfügung der Noten. Die meisten Drucke wurden hier im Holzschnittverfahren hergestellt. Bei dem Holzdruckverfahren, auch ›Xylographie‹


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