- 31 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Salisbury und Utrecht benutzte er hingegen eine gotische Choralnotentype. In Spanien, wo ab ca. 1490 in Sevilla gedruckt wurde, verwendete man eine spitze römische Choralnotentype. In Barcelona wiederum benutzte der Heidelberger Drucker Johann Luschner die römischen Choralnoten eines Folio-Missales für Vich (1496). Am Beispiel Luschners sieht man, dass es eine europäische Wandertätigkeit vieler Drucker gab. Oft wurden sie mit dem Auftrag liturgische Werke herzustellen in eine bestimmte Stadt gerufen oder Verleger eines Landes orderten liturgische Bücher bei einem Notendrucker eines anderen Landes. Somit waren manche Drucker in mehreren Ländern tätig.

3.2.  Blockdruck

Dem Blockdruck liegt im Wesentlichen die Technik des bereits im Abschnitt 3.1 beschrieben Holzschnitts zugrunde. Beim Blockdruck handelt es sich um ein Hochdruckverfahren, bei dem die hervorstehenden Teile einer Holz- oder Metalltafel den druckenden Bereich darstellen. Meist wurde der Blockdruck verwendet, um Notenbeispiele in musiktheoretischen Veröffentlichungen oder einzelne Gesänge, die literarischen Werken beigegeben waren, zu drucken. Seine Verwendung steht in Analogie zu allgemeinen Tendenzen im Buchdruck. Hier stellte er seit 1460 die bevorzugte Illustrationstechnik dar. Des Weiteren wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zahlreiche lutherische Gesangbücher im Blockdruckverfahren hergestellt.6

Bei den Noten, die im Blockdruckverfahren gedruckt wurden, handelt es sich fast ausschließlich um einstimmige Beispiele oder Werke bzw. Choralnoten. Figural bzw. mensural notierte Musik hingegen war mit dieser Methode deutlich schwieriger zu drucken. Dies lag an den bereits erwähnten großen technischen und ästhetischen Problemen. Im Laufe der Zeit wurden bessere Verfahren entwickelt, mit denen man gleichzeitig Figuralmusik wie auch Choralnoten drucken konnte. Deswegen wurde das Blockdruckverfahren nur noch vereinzelt bis ins 19. Jahrhundert hinein angewendet.

3.3.  Typendruck

Die Annahme, dass der am 18. Juni 1466 in Fossombre geborene Italiener Ottaviano Petrucci der Erfinder des Notendruckes mit beweglichen Typen ist7

7Vgl. z. B. [Sartori(1949ff), Sp. 1139] oder [Schmid(1845), S. 3].
, versucht Chrysander zu widerlegen:8
8[Chrysander(1879), Sp. 162].

»Auf keinen Fall ist aber anzunehmen, dass dieser Druck der Choralnoten entstand in Nachahmung des Verfahrens, welches Petrucci in Venedig ersann […] Viel näher liegt die Vermuthung, Petrucci habe die Anregung zu seiner Erfindung von eben diesen gedruckten Missalen und anderen Choralbüchern


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