- 44 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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In Bezug auf den Farbdruck wurden ab 1500 statt den üblichen Handkolorierungen die so genannten ›Clair-obscur-Drucke‹ gefertigt. Bei dieser Technik wurden zunächst farbige Flächen bzw. Töne mit einer Tonplatte und danach die Linien mit einer Konturplatte gedruckt.

Zudem begann man auch schon in dieser Zeit mit der Teilung der Arbeitsschritte. Das heißt, dass die Arbeitsschritte in Entwerfen, Schneiden und Drucken aufgeteilt wurden und so an einem Werk gewissermaßen im Team gearbeitet wurde. Als Beispiel seien hier die Aufträge des Kaisers Maximilian erwähnt: die 137 Holzstöcke für die Darstellung des Kaiserlichen ›Triumphzuges‹ sowie die 174 Holzschnitte für die dreieinhalb Meter hohe ›Ehrenpforte‹. An diesen Werken arbeiteten u. a. Dürer, Burgkmair und Altdorfer gemeinsam.

Wichtig für den Bereich des wissenschaftlichen Publizierens ist ein von Thomas Bewick 1775 entwickeltes Holzstichverfahren, das den bis heute bestehenden Beruf des Xylographen begründete. Bei seinem Verfahren bearbeitete er Hirnholz13

13Bei dem so genannten Hirnholz handelt es sich um Hartholz wie z. B. Buchsbaum, das quer zur Faser geschnitten wird und als Druckstock in seiner Härte Stahl nahe kommt, Kupfer sogar übertrifft.
, so fein mit Sticheln14
14Statt des beim Holzschnittes üblichen Messers wird hier mit einem Stichel gearbeitet. Daher kommt auch der Name Holzstich, der eine Sonderform des Holzschnittes darstellt. Die Arbeit mit einem Stichel erlaubt, feinste Schraffuren und Linien zu stechen.
, dass – ähnlich wie bei dem weiter unten im Text erläuterten Kupferstich – in gewissem Umfang auch Halbtonwerte exakt wiedergegeben werden konnten. Besonders in Bezug auf wissenschaftliche Abbildungen ist dieses Verfahren z. T. auch noch heute von Bedeutung:15

»Wenn dieses Verfahren selbst nach Erfindung der mikroskopischen Fotografie noch lange Zeit als bestes Mittel zur Wiedergabe wissenschaftlicher Abbildungen galt, dann deshalb, weil es mit seiner Hilfe möglich war, die Zufälligkeiten von Fotoaufnahmen zu vermeiden, das Bild also auf die typischen Wesentlichkeiten zu beschränken.«

Ein weiteres zur selben Zeit eingesetztes Verfahren ist der Kupferstich. »Die ersten Kupferstiche dürften die ›Dornenkrönung‹ des Meisters von 1446 und der ebenfalls 1446 datierte Stich des Meisters der Spielkarten sein.«16

Im Gegensatz zum Buchdruck bzw. Holzschnitt handelt es sich beim Kupferstich um ein Tiefdruckverfahren. Mit ihm konnten im Gegensatz zum Holzschnitt nicht nur feinere Strichlagen wiedergegeben werden, vielmehr konnte man nun auch Halbtöne und Farbschattierungen drucken. Seinen Ursprung hat der Kupferstich im Goldschmiedehandwerk. Goldschmiede färbten ihre Arbeiten ein, druckten sie ab und nutzten die Drucke dann als Vorlagen für weitere Arbeiten.

Martin Schongauer war einer der ersten bedeutenden Künstler, der diese Technik weiter verbesserte und anwendete. Ihm gelang es mit Hilfe von Schattierungen und Schraffuren, plastische und räumliche Wirkungen seiner Werke zu erzielen, die Dürer wiederum nutzte und verfeinerte. Während in Deutschland der Kupferstich vielfach von Künstlern ausgeübt wurde, gab es in Italien eigene Berufsstecher, die sich nur auf diese Technik spezialisiert hatten. Kupferstiche wurden entweder als Einzelblätter gehandelt oder als so genanntes ›Titelkupfer‹ in Bücher eingeklebt.


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