- 45 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kam die Radierung auf, bei der es sich am ehesten um eine zeichnerische Technik handelt. Bei dieser Technik zeichnet der Künstler ohne großen Materialwiderstand mit einer Feder oder Nadel in den ›Ätzgrund‹, einer Masse aus Wachs, Harz und Asphalt, deren Zusammensetzung oft das Geheimnis der Hersteller ist. An den Stellen, wo gezeichnet wurde, liegt der Kupfergrund frei und im Ätzbad werden durch die Säure genau diese freiliegenden Stellen angegriffen. Das Verfahren kann mehrmals wiederholt werden. Dabei werden jeweils einzelne Partien mit Asphaltlack bedeckt. Zwischen den einzelnen Phasen können die – besonders für Grafiksammler wertvollen – Abdrucke, die so genannten Zustände, hergestellt werden.

Ihren Ursprung hat die Radierung im Handwerk der Plattner und Waffenschmiede, die eine ähnliche Technik verwendeten, um Rüstungen und Waffen zu verzieren. Auch Dürer und Altdorfer nutzten diese Technik und stellten einige solcher ›Eisenradierungen‹ her. Später verwendete man allerdings – ähnlich wie beim Notenstich – das weichere Kupfer oder auch Zink.

Ähnlich wie bei den anderen Verfahren auch gibt es bei der Radierung unzählige unterschiedliche Typen und ›Kreuzungen‹. Bleicher und Stiebner stellen eine Typologie der Radierung auf und ordnen den einzelnen Typen Künstlernamen zu. Sie stellen aber zugleich fest: »Folgende umfangreiche, jedoch gewiß nicht vollständige Aufstellung von ›Kreuzungen‹ auf dem Gebiet der Radierung möchte einen Begriff davon geben, wie wenig im Grunde genommen mit der bloßen Darstellung technischer Grundvorgänge zu gewinnen ist.«17

Und so gibt es heute noch unzählige verschiedene Verfahren, die im künstlerischen Bereich weiter angewendet werden. Für den Bereich der Grafik, der diese Arbeit tangiert, spielte die Radierung nur eine kurze Zeit eine Rolle.

Einen besonderen Platz in der Geschichte der Grafik nimmt sicherlich auch die Erfindung der Lithographie 1798 von Alois Senefelder ein.18

18Zum Verfahren der Lithographie vgl. Kapitel 2.3.
Nach der so genannten Kreidelithographie entwickelte Senefelder die besonders für den Notendruck relevante Steingravur. Vom bayrischen Kurfürsten bekam er daraufhin ein Privilegium und zog 1806 nach München wo er 1809 Leiter einer Steindruckerei wurde. In dieser Druckerei wurden hauptsächlich Landkarten gefertigt. Weitere Entwicklungen Senefelders sind u. a. die Erfindung des ›Steinpapieres‹, ein besonders präpariertes Papier, welches den Stein beim Drucken ersetzte, der erste Mehrfarbendruck 1826 sowie die lithographische Reproduktion eines Ölgemäldes auf Leinwand 1833.

Obwohl der Anlass für die Erfindung der Lithographie eigentlich die Reproduktion literarischer Werke war, schuf Senefelder mit der Lithographie das damals fortschrittlichste Mittel zur Darstellung künstlerischer, illustrativer sowie dekorativer Bilder. Mit diesem Verfahren reduzierte sich der damals zur Herstellung von Bildern so enorme Zeitaufwand drastisch und die Grafik konnte nun mit dem Druck Schritt halten, sie konnte den Alltag illustrativ begleiten.

Wie bereits erwähnt19

19Vgl. Fußnote 3 auf Seite 42.
unterscheidet man zwischen der ›freien Grafik‹ und der ›Gebrauchsgrafik‹. Die Gebrauchsgrafik findet ihre Anwendung auf dem Gebiet der (Massen-) Publikationen. Unterschiedliche Formen auf die z. T. auch schon eingegangen

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