- 52 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Sekunde stattfand, in einzelne Bilder und führte sie dem menschlichen Auge wiederum in einer Sekunde vor. Dabei stellte er fest, dass diese Einzelbilder wieder als zusammenhängende Bewegung aufgefasst wurden. Dies geschah aber nur dann, wenn die Projektion der Bilder jeweils durch eine kurze Dunkelphase unterbrochen wird.

Basierend auf diesen und weiteren Überlegungen Faradays und Rogets folgten nun Erfindungen bzw. Entwicklungen2

2Der interessierte Leser findet ausführliche Beschreibungen zu den Erfindungen u. a. bei [Gronemeyer(1998), S. 12–15 u. 21] oder bei [Rother(1997)].
wie z. B. das ›Thaumatrop‹ (John Ayrton Paris), das ›Phenakistiskop‹ (Joseph Antoine Ferdinand Plateau), das ›Tachyskop‹ (Ottomar Anschütz), die ›Wundertrommel‹ (William George Horner bzw. Émile Reynaud), das ›Zoetrop‹ (ebenfalls Horner) oder das ›Praxinoskop‹ (ebenfalls Reynaud).

Leonard Maltin sieht in Horners Zoetrope (auch Zootrop, ursprünglich Dedaleum), das zwar von ihm schon 1834 erfunden, aber erst 1867 herausgebracht wurde, den Vorläufer des rudimentären Zeichentrickfilms:3

3[Maltin(1980), S. 2].
»The zoetrope was a direct forerunner of the motion picture, and the men who created drawings for it were in fact the first animators […]
The actions depicted in this kind of animation were basic and brief: a girl skipping rope, a man jumping through a hoop, and the like.
Even so, these devices established the elementary procedures by which animated films could be made.«

Noch weiter aber ging Reynaud mit seinem ›Théâtre Optique‹, das er 1892 im ›Cabinet fantastique‹ des Musée Grévin eröffnete. Das ›Théâtre Optique‹ gehörte viele Jahre zu den Attraktionen von Paris und zog bis 1900 in 12.800 Vorstellungen eine halbe Million Besucher an.4

4Reynaud schuf mit Hilfe eines Lampaskops eine unbewegliche Szenerie, auf die eine Zauberlaterne die Bewegungen warf. Diese Entwicklung ging u. a. auf Franz Freiherr von Uchatius zurück, der erstmals Plateaus ›Phenakistiskop-Bilder‹ mit einer Laterna-magica-Anordnung projizierte. Die Funktionsweise der Zauberlaterne wurde bereits 1671 von dem Gelehrten Anthanasius Kircher beschrieben: Um kleine bemalte Bildchen an eine Wand zu projizieren, setzt man eine Lichtquelle vor einen Hohlspiegel (durch diesen erzielt die Lichtquelle einen größeren Wirkungsrad) in einen kleinen Kasten. Die bemalten Glasplatten wurden – auf dem Kopf stehend – zwischen Lichtquelle und Öffnung des Kastens geschoben. Eine Sammellinse vor der Öffnung bündelt das Licht und wirft das Bild auf die Wand. Vgl. [Gronemeyer(1998), S. 11] oder [Giesen(2003), S. 8–9].

Obwohl die Fotografie schon 1839 erfunden wurde und sich schnell verbreitete, konnten mit Hilfe der oben erwähnten Erfindungen nur gezeichnete und gemalte Bilder zum Leben erweckt werden. Dies lag an den sehr langen Belichtungszeiten der damaligen Geräte. Somit war es nicht möglich, mit Hilfe der Fotografie, die für eine Bewegungsillusion notwendigen kleinen Abschnitte in direkt aufeinander folgenden Phasenbildern zu fixieren.

Genau an diesem Punkt trennen sich nun die Entwicklung des Mediums Film und die des Trickfilms bzw. der Animation. Dementsprechend werden sie auch in der vorliegenden Arbeit getrennt behandelt. Zunächst wird auf die Entwicklung der Animation bzw. des Trickfilms (vgl. Abschnitt 5.1) eingegangen, danach werden im Abschnitt 5.2 die Entwicklungslinien des Films (analog) dargestellt. An


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