- 80 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Im Gegensatz zu Großbritannien und Deutschland wurde das Fernsehen in den USA von Anfang an von privaten Unternehmen ausgestrahlt. Die englische BBC hingegen lieferte das Vorbild für ein überwiegend öffentlich-rechtliches Fernsehen in Europa, das gerade in Westdeutschland auf großes Interesse stieß, denn hier »wollte man, nach der Gleichschaltung aller Medien durch das Nazi-Regime, die staatliche Einflußnahme auf das Programm verhindern.«105

Dazu Gronemeyer weiter:

»Das von den westlichen Besatzungsmächten entworfene Konzept für die Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) sah für die in öffentlichen Besitz übergehenden Sendeanstalten der Länder Aufsichtsräte aus Vertretern aller gesellschaftlich relevanten Gruppen vor.«

Auch beim ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen), das 1963 erstmals ausgestrahlt wurde, handelt es sich um eine öffentlich-rechtliches Programm. Genauso wie die ARD wird es zum einen Teil aus Gebühren und zum anderen Teil aus Werbeeinnahmen finanziert. Die Sendezeit für kommerzielle Werbung ist – bis heute – auf 20 Minuten, die vor 20 Uhr gesendet werden müssen, begrenzt.

1954 waren die Amerikaner zum ersten Mal in der Lage in Farbe zu senden. Für die Farbausstrahlung setzten sich zwei unterschiedliche Systeme durch. Die Amerikaner entwickelten das PAL-System106

106PAL steht für ›Phase Alternation Line‹ und stellt eine Verbesserung des 1953 in den USA eingeführten NTSC-Verfahrens (National Television System Committee) zur Übertragung dar. Detaillierte Informationen findet der interessierte Leser in Kapitel 4.7 von [Weber(1991), S.183–187].
und die Franzosen das SECAM-System107
107SECAM steht für ›secuentuelle à mémoire‹. Bei diesem Verfahren werden im Gegensatz zu NTSC und PAL die Farbdifferenzsignale U und V zeilenweise nacheinander übertragen. Für die Steuerung der Farbbildröhre werden die Signale jedoch gleichzeitig gebraucht. Folglich muss das zuerst übertragene Signal (z. B. U) während der Übertragungszeit des zweiten Signals (V) gespeichert (mémoire; siehe Abkürzungserklärung) werden. Vgl. dazu Kapitel 4.8 von [Weber(1991), S. 187–189].
. Den Startschuss für das Farbfernsehen in der BRD gab der damalige Bundeskanzler Willy Brandt 1967. In Deutschland wurde das amerikanische PAL-System favorisiert, während die DDR und die UdSSR das französische System übernahmen.

In den sechziger Jahren bemühte sich das Fernsehen in der BRD um Bildung und Politik. Vorrang hatten hier vor allem Nachrichtensendungen, Politmagazine, live aufgeführte Fernsehspiele nach anspruchsvollen Theaterstücken, aber auch die Förderung junger Filmemacher durch das ›Film-Fernsehabkommen‹.108

108Das ›Film-Fernsehabkommen‹ entstand in Zusammenhang mit einer Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG). ARD, ZDF und FFA (Filmförderungsanstalt) beteiligten sich am Film-Fernsehabkommen und regelten die gemeinsame Finanzierung und Unterstützung von Spielfilmen. Ausführlichere Informationen finden sich bei [Rother(1997), S. 107–109].
Dieses wurde seit 1974 mehrfach novelliert und dabei auf Dokumentarfilm und Drehbuchförderung ausgeweitet. Dazu Eggo Müller:109
109[Rother(1997), S. 109].

»Das Film-Fernsehabkommen […] markiert also den endgültigen Umbruch der bundesdeutschen Medienlandschaft zugunsten der Dominanz des Fernsehens, das für die Produktion und Distribution bundesdeutscher Filme führend wurde und den entsprechenden Fernsehredakteuren eine nicht unumstrittene Machtposition verschaffte.«


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