- 81 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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In den USA hingegen wurde zur selben Zeit längst auf Infotainment gesetzt. Hier waren Formate – die heute die TV-Programme der ganzen Welt bestimmen – wie z. B. Unterhaltungs- und Spieleshows, Soap-Operas und Krimiserien, Sport- und Quizsendungen weit verbreitet. Auch die Einführung des Pay-TV, das sich um 1970 mit der Technik des Satelliten- und Kabelfernsehens etablierte, bot einen neuen Markt, um den immer mehr Kanäle konkurrierten.

In Italien wurde das Duale-System von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern bereits 1974 für den Hörfunk zugelassen. In Deutschland gingen die ersten privaten Sender (RTL und SAT1) 1984/85 auf Sendung. Belgien, Spanien und Portugal zogen 1987 nach. Das führte zu einem enormen Bedarf an Programm, das zumeist aus den USA importiert wurde. Serien wie z. B. ›Dallas‹, ›Columbo‹ oder ›Die Simpsons‹ oder Sendeformate wie Game-, Late-Night-, Dating-, Reality- oder die in letzter Zeit besonders beliebten Casting-Shows hatten bzw. haben auch in Deutschland bzw. dem Rest der Welt einen außerordentlichen großen Erfolg. Hier stellt sich die Frage, ob solche Shows gute Dokumentationen, erstklassige Unterhaltungsshows, Diskussionsrunden, Krimis oder die Übertragung von hochwertigen Konzerten ersetzen können.

Nach dem Durchbruch des Kabel- bzw. Satellitenfernsehens kam mit Premiere auch in Deutschland das Pay-TV auf den Markt. Hier wird ein verzerrt ausgesendetes Programm mit einem Decoder wieder entschlüsselt. Und für diese Entschlüsselung hat der Zuschauer zu bezahlen: je nach Film, abonniertem Kanal, Programm oder Sendung. So sieht im Moment der Status Quo des Fernsehens aus und dieser unterscheidet sich kaum noch in den europäischen Ländern. Das ursprünglich stark national geprägte Fernsehen der europäischen Länder hat sich amerikanisiert bzw. ist – bis auf die Sprache – nahezu austauschbar geworden. Die oben genannten Formate und Sendungen finden sich z. T. identisch in anderen Ländern wieder.

Über die Zukunft des Fernsehens mutmaßte Andrea Gronemeyer 1998:110

»Die Zukunft des Fernsehens wird die Fiktion der manipulierten Abbilder und die Wirklichkeit der Zuschauer möglicherweise in einem noch größeren Maß vernetzen. Das interaktive Fernsehen wird in absehbarer Zeit jedem Teilnehmer Zugriff auf den Zentralcomputer seines Medienunternehmens eröffnen, so daß er im Video-on-Demand-Programm nicht nur zwischen verschiedenen Filmen wählen, sondern sich sogar für einen bestimmten Handlungsstrang entscheiden, bei Live-Sportübertragungen den Kamerawinkel bestimmen und nach Werbesendungen sein Warenpaket direkt bestellen kann.«

Festzuhalten bleibt zunächst, dass sich das Pay-TV nicht so schnell wie ursprünglich angenommen durchgesetzt hat. Der Sender Premiere hatte bzw. hat enorme Anlaufschwierigkeiten und der erhoffte Profit ist noch längst nicht eingenommen. Allerdings hat der Premiere-Zuschauer schon die Möglichkeit, im Video-on-Demand-System verschiedene Filme zu kaufen und beim Formel1-Rennen zwischen verschiedenen Kameraperspektiven zu wählen. Welche Formate sich allerdings in Zukunft durchsetzen werden, welche Art oder welches Fernseh-System (Pay-TV, Privat oder Öffentlich-Rechtlich) die Oberhand gewinnen wird, ist ungewiss.


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