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- 2-  Walter Kempowski: Tadellöser & Wolff. Ein bürgerlicher Roman


Ich ja nun böse ´reingerasselt. Was die Menschen einander so antun! So unerquicklich und widerlich. Und diese jungen Bengel - richtig ungezogen.

Frau Eckhoff selbst ganz unglücklich. Sie könne mit ihrem Jungen nichts anfangen, aber auch rein gar nichts. Außer Rand und Band. Neulich auf der Straße getroffen: »Nun sagen Sie mal, Frau Eckhoff... « Schon von ferne abgewinkt und gleich geweint. Die arme Frau.

Aber das Rad drehe sich, das komme auch mal wieder anders ´rum. Ich sollte es sehn.


Die große Marienkirche war immer noch heil.

Oben auf der Empore brannte schon Licht » Tritt nicht auf die Heizungsplatten. »

Da war ja auch Fräulein Huß von der Universitätsbibliothek und Gunthermann: Donnerwetter, aber alt geworden.

Und der junge Warkentin: zum Studium beurlaubt. Die Frontbewährung hatte geklappt. Im Februar Examen.


     Es ist gewißlich an der Zeit,

     daß Gottes Sohn will kommen...


Anfangen als wäre es nichts Besonderes. Zuerst so mit einem Finger und dann die andern Finger nach und nach dazu. Bis das immer mehr wird und man denkt: wie schafft der das bloß.


Da wird das Lachen werden teur,

wenn alles wird vergehn im Feur...


Und immer wieder die Choralmelodie, gut zu hören, ohne weiteres auszumachen: oben drüber oder unten drunter, tief. Aha, jetzt geht es weiter, jetzt biegt sie in die Schlußrunde ein. Sieghaft und daß er siege.


So eine Ahnung: Vielleicht höre man die Orgel heute zum letzten Mal? Ob wohl bald wieder ein Angriff komme? Man war ja eigentlich mal wieder dran. Noch einmal schaffe es der Turmdiener bestimmt nicht. Der war ja auch älter geworden. Und die ganze Orgel konnte man ja nicht gut wegpacken. Vielleicht ein paar Engel abschrauben und die Sonne da oben unter dem Gewölbe.


Der blinde Organist wühlte mit beiden Händen in den Tönen herum, wie Kutscher Boldt in Hafer und Häcksel. Wie sehr die Kaskaden auch strömten, es hatte alles seine Ordnung.


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