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- 3 - Walter Kempowski: Tadellöser & Wolff. Ein bürgerlicher Roman


Da, dieser Triller? Der kehrte doch bestimmt noch einmal wieder. Ja. Es hatte seine Richtigkeit.

Wenn Vater jetzt dabei wäre, er hätte seine grünen Wildlederhandschuhe angehabt und dann und wann tief durchgeatmet: »Liegt die Brille auf?« hatte er gefragt. Blöderweise: »Ja«, gesagt. Da hätte man sich auch denken können, daß er lieber »nein« gehört hätte.


Vor uns die Leute, die sahen sich immer wieder an: die Musik? oh, so gut, so gut. Ewig so sitzen und das Schöne hören. Richtig leichter werden. Das Schwere abwerfen.

In der Pause dankte der Pastor seinem Gotte, daß er so weise sei und alles so trefflich regiere.

Bums! ging das Licht aus. Der Küster brachte eine Kerze.

Ah! da ging das Licht schon wieder an. Kerze auspusten, weiter lesen.


Was hatte das Lesen eigentlich mit dem Konzert zu tun, fragte sich meine Mutter. Es waren doch sicher auch PGs in der Kirche, die würde man vielleicht allmählich wieder herüberziehen können, das wäre doch eine Chance, nur durch Musik. - Musik, oh, wie war die schön!

Aber diese Lesungen, die mußten sie ja hinaustreiben, dem Worte so entwöhnt. »Höllenrachen«, was für ein Wort, da kam man ja selbst bald nicht mehr mit.

Bums! Der Strom ging wieder weg. »Das machen sie doch absichtlich! klar! Schikane... « Die Kerze wurde wieder angezündet.

Nun war es doch ganz gut, daß die Orgel gerade nicht spielte, nun konnte der Pastor ruhig noch ein wenig weiterreden.

Und da ging das Licht schon wieder an. Kerze diesmal lieber nicht auspusten. Alles zu einem guten Ende bringen.


Im zweiten Teil Reger. » Sehr schwer«, sagte meine Mutter. Dann Liszt. Immerzu hört es auf und immer leiser wird es. Ist es nun eigentlich schon zu Ende oder geht es noch weiter? Hoffentlich würde die Stromsperre nicht wiederkommen, bloß jetzt nicht, wo die Musik so im Verschwinden war, im Verlöschen, wo das so ins Nichts hineinflackerte.


Den Schlußakkord hielt der Organist für mein Gefühl ein wenig zu lange aus: Ja, so ist es und so wird es immer bleiben. Aber mehr fragend: Isses so? Isses wirklich so?

Wird‘s so bleiben?

Aber dann auch wieder schön. So unverrückbar und eindeutig. Nichts zu rütteln und zu deuteln. Fest.

Lange blieb man noch so sitzen, um das Schöne in sich nachklingen zu lassen.

»Wie müssen wir dankbar sein«, sagte meine Mutter beim Hinausgehn, krempelte das Hutnetz in die Höhe und putzte sich die kleine knubbelige de Bonsac-Nase.

Nein! Die Menschen, die Menschen!

Oh, sie könne die Großen so mit den Köpfen aneinanderknallen.

Hier alles in Dutt zu schmeißen.

Die heckten immer diesen Quatsch aus und wir müßten es dann ausbaden.





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