von Bass und Oberstimmen ist beispielhaft in den T. 7–8 sehr deutlich zu
erkennen: Auch wenn im Bass beständig ein C wiederholt wird, löst sich die
funktionale Harmonie in komplexe chromatisch-melodische Ereignisse auf (Abbildung
8.11).
Eine genaue Betrachtung all dieser Ereignisse im Einzelnen ist sehr mühsam und
würde keine ausschlaggebenden Resultate liefern, so dass hier weiter darauf
verzichtet wird. Dennoch weisen einige Stellen der Etüde nennenswerte harmonische
Besonderheiten auf, die für die Gestaltung einer Interpretation durchaus von Bedeutung
sein könnten:
- In den T. 12–22, 64 und 71–83 wird die für den Mollcharakter ausschlaggebende
kleine Terz Es in ein E verwandelt, ohne jedoch zu einer eindeutigen Modulation
nach C-Dur zu führen: So wird z. B. in den T. 13, 21 und 77–80 statt einem A
ein As gespielt, welches den Zuhörer bezüglich des Modus weiterhin im Unsicheren
lässt2
Man kann diese Dur/Moll-Ambivalenz mit einem pikardischen Schluss vergleichen: In
beiden Fällen hört man eine große Terz, ohne jedoch das Gefühl einer Molltonart völlig zu
verlieren.
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- In T. 13 dient ein neapolitanischer Sextakkord als überraschende Alternative zur
Subdominante.
- In T. 302 dient ein französischer Sextakkord (vgl. S. 101) als harmonisch reiche
Ergänzung zur Doppeldominante. Wie es bei diesem Akkord üblich ist, wird die
Dominante durch einen absteigenden Halbtonschritt erreicht (Abbildung 8.12).
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