- 131 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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  • Die beiden außergewöhnlichen Quartsprünge im cantus werden von allen (T. 63/64) bzw. von drei (T. 66/67) Pianisten durch eine Atmung vorbereitet. Dieselbe agogische Verformung wird von allen bis auf Sokolov in T. 64/65 und von allen bis auf Lortie in T. 70/71 verwendet. Darüber hinaus wird dieser letzte Materialwechsel von Lortie und Sokolov mit einem rallentando vorbereitet.
  • Die stark kontrastierenden T. 81–83 werden von allen Pianisten – aber in verschiedener Weise – interpretatorisch betont. Lugansky, Pollini und Sokolov gestalten den Schlussakkord mit einer leichten Atmung, wobei Fialkowska, Lortie und Sokolov accelerandi bzw. rallentandi einbauen (Abbildung 9.2).



    Abbildung 9.2: Etüde Nr. 12, T. 81–83. Verschiedene agogische Verformungen.


  • 9.2.  Dynamik

    Die von Chopin angegebenen und die von den Interpreten benutzten Lautstärken werden in Abbildung 9.3 vorgestellt. Wie für die Etüde Nr. 11 wurden hier nur die eindeutigen Abweichungen notiert, und im Zweifelsfall Chopins Anweisungen kopiert.

    Im Vergleich zur anderen Etüde gibt es hier nur sehr wenige nennenswerte Abweichungen zu Chopins Angaben:

    • Der verminderte Quartsprung im cantus (T. 12/13) wird von Lugansky durch ein zwei Takte langes crescendo vorbereitet.
    • Die zum ersten Mal in T. 15–16 vorgestellte Wellenbewegung auf vier Oktaven wird von Lortie und Pollini ebenfalls mit einem crescendo eingeleitet.
    • In T. 23 wird das neue, unerwartete und etwas weichere As-Dur von Fialkowska und Lugansky entgegen der klaren Anweisung Chopins mezzo piano gespielt. Die drei anderen Pianisten bauen dagegen am Ende des Abschnittes in dieser Tonart ein decrescendo ein, um damit erstens den Wechsel zur Dominante zu markieren, und zweitens dem sehr langatmigem, in T. 31 anfangenden poco a poco crescendo etwas mehr Spielraum zu lassen.2

      2 Es ist bedeutend leichter, den Eindruck eines crescendos zu erwecken, wenn man leise anfängt!

    • Der wichtige Registerwechsel in T. 44/45 wird von Fialkowska und Sokolov durch ein plötzliches Zurücknehmen der Lautstärke gekennzeichnet.


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