- 71 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (70)Nächste Seite (72) Letzte Seite (208)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

5.  Interpretationsanalyse

Folgender Abschnitt hat zwei Ziele. Zum einen soll er es ermöglichen, durch die Analyse von fünf Interpretationen der Etüde Nr. 11 wichtige Merkmale des Stückes hervorzuheben, um der gerade abgeschlossenen parametrischen Analyse als Komplement zu dienen. Zum anderen sollen aber auch in Betracht der Interpretation mit Rubato praktische Lösungen zu dem Problem gefunden werden, wie diese Merkmale klanglich umgesetzt werden könnten. Es sollen folgende Parameter analysiert werden: Notenhöhen und Notendauern, Agogik, Dynamik, Artikulation und Pedal. Auf eine Analyse der Klangfarbe wird absichtlich verzichtet, da sie aufgrund der hier benutzten Technik von einer ziemlichen Subjektivität geprägt wäre.

5.1.  Notenhöhen und -dauern

Bezogen auf die Notenhöhen und -dauern, wird der Notentext von allen fünf Pianisten bis auf einige falsche Töne im allgemeinen respektiert (wie eigentlich auch anzunehmen ist!). Dennoch lassen sich einige Varianten finden:

  • Auch wenn es nicht eindeutig herauszuhören ist, scheinen alle Interpreten in T. 59 das E der Unterstimme mit Oktavverdopplung zu spielen (Abbildung 5.1). Laut Zimmermann ist diese Variante in der französischen Erstausgabe vorgeschlagen (Chopin/Zimmermann (1983), S. 134).



    Abbildung 5.1: Etüde Nr. 11, T. 59-60, linke Hand. Alternative Oktavverdopplung.


  • Alle fünf Pianisten spielen in T. 89 ein H (statt A) auf der 13. Sechzehntelnote, was ebenfalls mit der französischen Erstausgabe übereinstimmt [Chopin/Zimmermann (1983), S. 134]. Fialkowska erlaubt sich sogar eine zusätzliche, mit einem Akzent versehene Note, die eine noch größere Übereinstimmung mit dem Hauptthema ermöglicht (Abbildung 5.2).
  • Bei Fialkowska, Lugansky und Pollini ist das rhythmische Motiv meistens so gespielt, dass die punktierte Achtelnote etwas verlängert und die Sechzehntelnote entsprechend verkürzt wird. Diese Spielweise ist bei Sokolov und bei Lortie weniger bemerkbar.
  • Sokolov spielt in T. 74 die Unterstimme in einem Rhythmus, der weder im Notentext noch bei den anderen Pianisten vorkommt. Es ist nicht eindeutig herauszuhören, ob es sich dabei um eine punktierte Triole oder um das gängige rhythmische Motiv

Erste Seite (i) Vorherige Seite (70)Nächste Seite (72) Letzte Seite (208)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 71 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO