Er sieht einen Ausweg aus der Subjektphilosophie durch den Rekurs auf eine
kommunikative Vernunft: Das Paradigma der Erkenntnis von Gegenständen kann
durch das Paradigma der Verständigung zwischen sprach- und handlungsfähigen
Subjekten abgelöst werden. Die Grundlage des Verständigungsparadigmas
stellt die performative Einstellung von Interaktionsteilnehmern dar, die ihre
Handlungspläne koordinieren, indem sie sich miteinander über etwas in der Welt
verständigen.15
Sobald wir Wissen als kommunikativ vermittelt begreifen, bemißt sich Rationalität an der Fähigkeit zurechnungsfähiger Interaktionsteilnehmer, sich an Geltungsansprüchen, die auf intersubjektive Anerkennung angelegt sind, zu orientieren.16
Die kommunikative Rationalität wurde nach Habermas’ Ansicht in Webers, Horkheimers und Adornos Analysen im Gegensatz zu der Zweckrationalität noch nicht erfasst. Die Zweckrationalität, die in der Wirtschaft und der Politik eine große Rolle spielt, kann ihm zufolge durch die kommunikative Rationalität, die in der Lebenswelt herrscht, ausgeglichen werden. Beide Formen der Rationalität stehen zueinander in einem wechselseitigen, sich ergänzenden Verhältnis. Eine pessimistische Interpretation der zukünftigen Entwicklung der abendländischen Gesellschaft, wie sie sich aus den Analysen Horkheimers und Adornos ergeben könnte, ist daher nicht zwingend, da die Balance beider Rationalitäten »eine Korrosion der Vernunft« verhindern könnte. Habermas’ Kritik an der Moderne geht somit davon aus, dass das sich in der Idee der Aufklärung ausgedrückte Projekt der Moderne unvollendet in Aporien geraten ist, welche mittels einer Theorie der kommunikativen Vernunft aufgelöst werden können.
2.2. Postmoderne Kritik an der Moderne – Moderne: die Metaerzählungen als LegitimationsdiskursDie postmoderne Kritik an der Moderne wird ebenso wie bei den Denkern der Kritischen Theorie auf die gesellschaftliche Modernisierung sowie das Vernunftprinzip der Moderne aufmerksam. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass sich die postmoderne Kritik nicht gegen die Instrumentalisierung der Vernunft richtet, sondern gegen das moderne Vernunftprinzip: Die Krise der Moderne ist kein Verrat des Zwecks der Aufklärung, sondern die Folge der in der Aufklärungs-Moderne ausgedrückten Idee. In der postmodernen Kritik wird infolgedessen die Krise des Projekts der Moderne als Chance für radikalisierte Positionen von Gerechtigkeit, Pluralität und Toleranz angesehen. Die Postmoderne beginnt also dort, wo der Verlust der Totalität mit dem Blick auf die nun gewonnene Vielfalt freudig begrüßt wird.
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