Elend anstatt humanerer Lebensformen hervorgerufen. Die Bestandteile
traditionalistischer Weltbilder, die Kontext und Ergänzung bürgerlicher Ideologien
dargestellt haben, werden immer weiter aufgelöst. Das moderne Subjekt leidet an der
durchrationalisierten und funktionalisierten Welt der Modernität. Die Schriftsteller und
die Dichter der deutschen Romantik artikulieren das unglückliche Lebensgefühl des
modernen Individuums und drücken die Entfremdung des modernen Menschen
aus.14
Dieses romantische Geschichtsbild wirkt sich auch auf die Musikanschauung aus. Robert Schumann formuliert zur Eröffnung des Jahrgangs 1835 seiner »Neuen Zeitschrift für Musik« wie folgt: Unsere Gesinnung [...] ist diese: an die alte Zeit und ihre Werke mit allem Nachdruck zu erinnern, darauf aufmerksam zu machen, wie nur an so reinem Quelle neue Kunstschönheiten gekräftigt werden können – sodann, die letzte Vergangenheit, die nur auf Steigerung äußerlicher Virtuosität ausging, als eine unkünstlerische zu bekämpfen – endlich, eine neue poetische Zeit vorzubereiten, beschleunigen zu helfen.16
In der Romantik wird die Musik als Tonsprache begründet. Diese Begründung ist mit der geschichtlichen Musikanschauung und der Autonomieästhetik verbunden. Hans Heinrich Eggebrecht formuliert dies folgendermaßen: Der Ton hat je nach seiner geschichtlichen Eigenart eine je eigenartige (wenn auch graduell zunehmende) Autonomie der Musik begründet. [...] Mit dem Begriff ›Tonsprache‹ ist nicht nur eine Wesensbestimmung der Musik überhaupt gegeben [...], sondern zugleich liegt in ihm das Ziel ihrer Geschichte beschlossen [...].17
Die in der Neuzeit begründete Idee der autonomen Musik, die von irgendeiner Funktion frei ist, ist in der Romantik insbesondere durch die Instrumentalmusik geprägt. Die Instrumentalmusik wird im Gegensatz zur Gebrauchsmusik – wie etwa Kirchenmusik – sowie zur Vokal-, Tanz- und Bühnenmusik – für zweckfrei |