und eigenwertig gehalten. Die Töne der Instrumente seien abgesondert und
absolut.18
Vgl. Wiora, W., ebd., S. 30.
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So wird der Instrumentalmusik – der so genannten absoluten Musik – die wahre, reine
Tonkunst zugeschrieben. Die Musik wird mithin in der Romantik zur höchsten Kunst
wie nie zuvor.
In der Instrumentalmusik ist die
Kunst unabhängig und frei, sie schreibt sich nur selbst ihre Gesetze vor, sie
phantasiert spielend und ohne Zweck, und doch erfüllt und erreicht sie den
höchsten.19
Tieck, L., Werke. Nach dem Text der »Schriften« von 1828, Thalmann, M.
(Hrsg.), Darmstadt, 1963, S. 305, zitiert nach Wiora, W., ebd., S. 30.
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Der in der Strömung der Romantik geprägte Begriff der Tonkunst spiegelt
somit die Idee der moderne Ästhetik wider: die Autonomie der Kunst. So
bildet sich die sich über Jahrhunderte erstreckende Idee der »Institution
Kunst«20
Dahlhaus, C., Grundlagen der Musikgeschichte, Köln: Hans Gerig, 1977, S. 178.
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im
Umfeld der deutschen Romantik heraus. Die Idee der Autonomie führt auch zur »Autonomisierung«
älterer Musik21
durch die in dieser Zeit entstandene geschichtliche Forschung der Musik. In diesem
Zusammenhang wird z. B. Bachs Musik durch Abstraktion von ihren Zweckbestimmungen
zur klassischen Ausprägung einer zentralen Idee der absoluten Musik wieder
entdeckt.22
Mit der Idee der romantischen »Restauration« bedeutet die »Autonomisierung« älterer Musik
vielmehr die »Historisierung« des Repertoires, die im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts
einsetzte.23
In Frankreich bildet die Bewegung ›L’art pour l’art‹ eine wichtige Richtung der
ästhetischen Moderne, welche die Kunst um ihrer selbst willen fordert. Die Kunst um ihrer
selbst willen ist nicht geleitet von Kants Kunstideal des interesselosen Wohlgefallens,
sondern von der politisch motivierten, gegen die Bourgeoisie gerichteten Idee der
Nutzlosigkeit der Kunst. Gautiers berühmter Satz »épater le bourgeois« drückt diese Idee
aus.24
Vgl. Calinescu, M., a. a. O., S. 56–57.
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Durch
den Ausdruck des Schmerzes des Dichters lässt Gautier erkennen, dass der Künstler in einem
Gegensatz zur Gesellschaft steht, an der und durch die er leidet, und daß er einen besonderen
Wert hat.25
Krömer, W., Die französische Romantik, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft,
1975, S. 70.
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Der Künstler setzt einer unbefriedigenden Welt sein Werk entgegen, das wenigstens
ästhetisch befriedigend ist.
Auch wenn die Künstler von ›L’art pour l’art‹ anders als viele Romantiker nicht ihr
Leiden darstellen, sondern sich dieser Welt entziehen, in eine selbst geschaffene Welt
ästhetischer Bezüge ausweichen, besteht ein Zusammenhang zwischen der Haltung der
Künstler von ›L’art pour l’art‹ und derjenigen des in der Romantik ausgedrückten
Pessimismus des 19. Jahrhunderts: Sie fliehen von der Welt, die ihr Glücksverlangen
nicht erfüllt, und suchen in dem in sich geschlossenen Kunstwerk, das seine
ästhetische Rechtfertigung in sich trägt, nach Auswegen aus den gesellschaftlichen
Widersprüchen.26
Die deutsche Romantik und die französische
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