Bewegung ›L’art pour l’art‹ sind infolgedessen
eine erste Hervorbringung der ästhetischen Moderne, die sich gegen die bürgerliche Moderne
richtet.27
Der freie Künstler, der im 18. Jahrhundert entstanden ist, wird im kapitalistischen Verhältnis immer mehr abhängig vom kapitalistischen Markt, auf dem alles als Ware produziert wird. In der ästhetischen Moderne wie der Romantik und ›L’art pour l’art‹ übernimmt der Künstler mit der Rhetorik der Autonomie die Verantwortung der Kunst, die über die gesellschaftliche Tatsache hinübergehend moralische und ästhetische Perfektion produzieren kann. Die Freiheit und die Unabhängigkeit, die den Wert und die Vision des Künstlers garantieren, stellen die Position der ästhetischen Moderne dar.28
Denn die absolute Freiheit in der Kunst, stets noch einem Partikularen, gerät in Widerspruch zum perennierenden Stande von Unfreiheit im Ganzen. In diesem ist der Ort der Kunst ungewiß geworden. Die Autonomie, die sie erlangte, nachdem sie ihre kultische Funktion und deren Nachbilder abschüttelte, zehrte von der Idee der Humanität. Sie wurde zerrüttet, je weniger Gesellschaft zur humanen wurde.29
Aber die Ironie der ästhetischen Autonomie besteht darin, dass der in der romantischen Kritik an dem industriellen Kapitalismus ausgedrückte Terminus »Autonomie« eigentlich als Ausdruck bürgerlicher Kunstauffassung zu begreifen ist. Peter Bürger formuliert dies wie folgt: Autonomie der Kunst ist eine Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Sie erlaubt, die geschichtlich entstandene Herauslösung der Kunst aus lebenspraktischen Bezügen zu beschreiben, die Tatsache also, daß sich eine nicht zweckrational gebundene Sinnlichkeit bei den Angehörigen der Klassen hat herausbilden können, die zumindest zeitweise vom Druck unmittelbarer Daseinsbewältigung freigesetzt sind. Darin liegt das Wahrheitsmoment der Rede vom autonomen Kunstwerk. Was diese Kategorie jedoch nicht zu erfassen vermag, ist die Tatsache, daß es sich bei dieser Herauslösung der Kunst aus lebenspraktischen Bezügen um einen historischen Prozess handelt, d. h. daß er gesellschaftlich bedingt ist. Und eben darin besteht die Unwahrheit der Kategorie, [...]. Die relative Abgehobenheit des Kunstwerks von der Lebenspraxis in der bürgerlichen Gesellschaft transformiert sich so in die (falsche) Vorstellung von der totalen Unabhängigkeit des Kunstwerks von der Gesellschaft.30
Dieser Doppelcharakter der Kunst, der zugleich autonom und fait social ist, wird jedoch von Adorno nicht als Ironie erfasst. Die ästhetische Autonomie, die sich eigentlich als eine Hervorbringung der bürgerlichen Gesellschaft dem kapitalistischen Bürgertum widersetzt, verhält sich Adorno zufolge dialektisch zur Gesellschaft: Die |