- 25 -Kim, Jin Hyun: Musikwissenschaft in der Postmoderne 
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Autonomie beinhaltet nicht eine abstrakte Negation. Die Autonomie der Kunst ist die Fähigkeit, in sich der empirischen Realität zu ähneln, ohne sie zu imitieren. Dadurch negieren die Kunstwerke ihren Ursprung.

Die autonome Kunst wird durch ihr dialektisches Verhältnis zur empirischen Realität an die Stelle von Erkenntnis der Wahrheit erhoben. Nach Adorno sind Kunstwerke Nachbilder der gegenständlichen Welt, soweit sie die Nicht-Identität zwischen der Abbildung und der Realität aufrechterhalten kann.31

31
Vgl. Adorno, T. W., a. a. O., S. 14.
Die Kunst ist demzufolge zur Wahrheit fähig. Die Wahrheit der Kunst liegt nicht in der Identität, sondern in der Nicht-Identität. Die Kommunikation der Kunstwerke mit der Welt, vor der sie selig oder unselig sich verschließen, geschieht durch Nicht-Kommunikation.32
32
Ebd., S. 15.
Nach Adorno ist die Kunst nur insofern autonom, als sie die empirische Welt als ihren Ursprung negiert. Durch die Autonomie der Kunst, d. h. die Fähigkeit, den Widerspruch und die Antinomie der Gesellschaft zu thematisieren, schreibt Adorno der Kunst die Funktion der Kritik an der modernen Gesellschaft zu.

3.3.  Legitimierung der europäischen Kunstmusik: die Kritik an der Kulturindustrie

Die moderne, romantische Idee der Autonomieästhetik, durch welche die Kunst einen so hohen Wert wie nie zuvor erhält, liegt von nun an den künstlerischen Tätigkeiten und deren Interpretationen zugrunde: Die Autonomieästhetik gilt nämlich als die Funktion, welche die Herrschaft der hohen Kunst legitimiert. Diese Legitimationsfunktion der Autonomieästhetik führt zur Polarisierung der autonomen und funktionalen Kunst. In der Mitte des 19. Jahrhunderts, in der der kapitalistische Berufskünstler durch die technische Reproduzierbarkeit des Kunstwerks entsteht, wandelt sich die bürgerliche Ideologie zur Popularisierung der Musik. Sie wird von nun an diskreditiert: Die unterhaltende Musik wird als minderwertige Massenkultur der unteren Schichten angesehen.

Durch den Legitimationsdiskurs der auf der Autonomieästhetik basierenden Kunstmusik ergibt sich die Unterscheidung zwischen der autonomen Kunstmusik und der funktionalen, populären Musik. Zu diesem autonome Kunst legitimierenden Diskurs kann man die Kritik an der Kulturindustrie von der Frankfurter Schule rechnen. Der neue Begriff der Kulturindustrie ist ein Instrumentarium zur Beschreibung und Analyse des im Zuge der kapitalistischen Industrialisierung zunehmenden Entfremdungsphänomens zwischen Kultur und Menschen. Die Kulturindustrie ersetzt den Begriff der Massenkultur, welche der Logik des Kapitalismus folgt und zur kommerziellen Ware gehört. Die Kultur wird dabei der Industrie untergeordnet, und das künstlerische Produkt wird zu einer Ware. Die Massenkultur wird durch die herrschende Verwaltung der Warenproduktion der Kulturindustrie kontrolliert. Die Kulturindustrie versteckt sich hinter dem Willen des Konsumenten, der mit der Tendenz der Verwaltung zu ausschweifendem Leben konvergiert. Die Massenkultur in diesem Sinne wird nach Adorno und Horkheimer als Ideologie des Kapitalismus


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