der Prüfung dieses Materials im Verhältnis zu den
Willensakten;31
3. Interpretation ist die Lehre von der Auffassung des kritisch
verifizierten Materials in einem Zusammenhang einer historischen
Wirklichkeit.32
In Bezug auf die Objekte und die Natur des menschlichen Denkens – die
spekulative, die physikalische und die historische – unterscheidet Droysen die
drei möglichen wissenschaftlichen Methoden: zu erkennen, zu erklären und zu
verstehen.33
Aus dieser Unterscheidung ergibt sich die Abgrenzung zwischen den Wissenschaften:
Philosophie, Naturwissenschaft und Geschichtswissenschaft. Mit dieser Abgrenzung
begründet Droysen die Eigenart der Geschichtswissenschaft und ihren Unterschied zu
den Naturwissenschaften. Der Droysen’sche methodologische Dualismus von Verstehen
und Erklären, der später durch Dilthey und die Neukantianer aufgegriffen und weiter
entwickelt wird, liefert die Grundlage der Geschichtswissenschaft.
4.7. Krise des Historismus
Im späten 19. Jahrhundert, in dem die Systeme der idealistischen
Philosophie durch den Aufstieg der positivistischen Natur- und
Erfahrungswissenschaft34
Wissenschaftler für die positivistische Sozialwissenschaft sind Auguste Comte, John Stuart
Mill oder Herbert Spencer. Charles Darwin oder Ernst Mach werden zur positivistischen
Naturwissenschaft gezählt.
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und
des materialistischen Denkens35
Das materialistische Denken ist von Linkshegelianern wie Ludwig Feuerbach und Karl Marx
geprägt.
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bedroht werden, gerät der Historismus in die so genannte Krise des Historismus. Sie
gehört eigentlich zur Krise im modernen wissenschaftlichen und philosophischen
Denken, die als »Ende der Philosophie« gekennzeichnet wird. Dabei stellt die
Begründung der Geschichte oder der Gesellschaft und der Geschichts- oder
Sozialwissenschaft eine notwendige Aufgabe der Geschichtswissenschaft dar.
Sie besteht in der Überprüfung der methodologischen oder erkenntnis- und
wissenschaftstheoretischen Grundlage der Geschichtswissenschaft. Zu dieser Überprüfung
gehören die geschichtstheoretischen Schriften der Neukantianer und von Wilhelm
Dilthey. Die südwestdeutsche Schule der Neukantianer um Wilhelm Windelband und
Heinrich Rickert beeinflusst unmittelbar die methodologischen Schriften der Historiker
und Soziologen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Dilthey wirkt
andererseits auf die erkenntnistheoretische Diskussion erst nach dem Ersten
Weltkrieg.
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