7.2. Die Forschungen der Postmoderne in der Historischen MusikwissenschaftDie Diskussion um »Postmoderne Musik« findet auch in der Historischen Musikwissenschaft statt, die von einer bestimmten Auffassung Moderner Musik ausgeht. Dabei deutet das Präfix »Post-« auf die kritische Bezugnahme zur Moderne hin. Die deutsche Historische Musikwissenschaft, die Moderne Musik als Stilbegriff terminologisiert hat, diskutiert somit die Postmoderne auch als Stilbegriff.27
Die Moderne als musikgeschichtlicher Stilbegriff wird dem Oberbegriff »Neue Musik« untergeordnet. Hermann Danuser schreibt dem Begriff »Neue Musik« zwei Richtungen der Musik zu: 1. Moderne Musik, die eine werkorientierte, rational organisierte und latent traditionsgestützte Neue Musik umfasst. 2. Avantgarde-Musik, die im Gegensatz zu Moderner Musik eine experimentelle, gegen das Kunstwerk und seine tradierten Institutionen gerichtete, die Kunst in eine veränderte Lebenspraxis überführende Neue Musik bedeutet. Dabei rechnet Danuser zu der Moderne als Stilbegriff die Tradition des avancierten Werkes von Schönberg und Strawinsky bis zur hermetischen Kunst eines Pierre Boulez.28
Wenn auch die moderne Ästhetik, bzw. die Einheitsästhetik des Wahren, Schönen und Guten um die Wende vom 19. bis zum 20. Jahrhundert zerfiel, wirkte die den Fortschrittsgedanken voraussetzende Geschichtsphilosophie wie beispielsweise Adornos Diktat der Materialgeschichte noch auf die Tendenz der neuen Musik im 20. Jahrhundert. Dadurch wurde die Infragestellung der Moderne als Stilbegriff in die 1950er und 1960er verschoben. Die deutsche, historisch orientierte Musikforschung, die sich mit dem Thema »Postmoderne Musik« beschäftigt, geht von einer einheitlichen Definition der Postmoderne aus: eine Absage, eine Negation dessen, was unter dem Begriff Moderne verstanden wird.29
Die serielle Musik der fünfziger und sechziger Jahre wird nach Elmar Budde als ein völlig neues kompositorisch-ästhetisches Programm aufgefasst, nach dem jede |