- 182 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Die Bedeutung von Interaktions-Synchronizität im Musikunterricht

Von Lebensbeginn an dient die zeitliche Gestaltung von Sprache und Gesten zur zwischenmenschlichen, oft un- oder unterbewussten Verständigung und zur wechselseitigen Synchronisierung. Für den Musikunterricht ergeben sich wieder zwei bedeutsame Ansätze: der eine betrifft konkret die Arbeit an Rhythmen, der andere wiederum allgemein-pädagogische Belange.

Besonders die Sportpädagogik liefert Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Rhythmus und Interaktion (vgl. Abschnitt 8.2.3): Das gemeinsame Ausführen von Bewegungsrhythmen in Zweier- oder Gruppenkonstellationen bietet demnach den Einzelnen die Chance zur persönlichen Leistungssteigerung. Auf dieser technischen Ebene steht der tatsächliche Rhythmus im Vordergrund des Handelns.

Auf der allgemeinen Ebene geht es um die vermeintlich ›nebensächlicheren‹ Angelegenheiten von Unterricht. Das Wissen um den unterschwelligen Informationsaustausch von interaktionsbezogener Synchronizität sollte Berücksichtigung in der Gestaltung des Lehr-/Lernprozesses finden (vgl. Abschnitt 5.2.3). Sprache und Bewegung müssen im Musikunterricht (wie in jeder anderen Form der Unterweisung) möglichst klar strukturiert und deutlich sein. Gerade der besonderen Fähigkeit von Kleinkindern, mit ihren Bezugspersonen in einen fein abgestimmten mimisch-gestisch-lautlichen Bezug zu treten, kann im Musikunterricht gut Rechnung getragen werden. Lange Worte sind oft überflüssig:

Je jünger die Lernenden sind, umso eher reagieren sie spontan und imitierend auf Mimik, Gestik und Bewegung.

Erwachsene sind in ihrem Handeln kontrollierter und mehr daran gewöhnt, Sachverhalte verbal abzuhandeln. Dennoch ist interaktionsbezogene Synchronizität immer vorhanden. Stimmungen oder (unterschwellige) Einstellungen – und zwar von der Seite der Unterrichtenden als auch von den Lernenden aus – werden sich in der Unterrichts-Atmosphäre abbilden. Auch wenn nicht alle bestimmenden Faktoren beeinflussbar sind, kann die Lehrkraft doch immerhin dafür sorgen, dass die Stimmung offen und einladend ist, dass der Verlauf der Musikstunde durch vorhersehbare (aber nicht starre) Abläufe Sicherheit gibt und sich die Lernenden in ihrer jeweiligen Individualität im Zentrum des Geschehens befinden.

Diese Überlegungen bewegen sich weit abseits von rhythmisch-metrischen Belangen und haben doch einen ganz wichtigen Bezug dazu: Selbst- und Interaktions-Synchronizität wird durch die psychische Befindlichkeit bestimmt. Je besser die Grundstimmung, um so ›stimmiger‹ gestaltet sich das Bewegungs- und Sprachverhalten:

Unterrichtende steuern durch (Mit-)Gestaltung der Grundstimmung die Qualität der Selbst-Synchronizität – und damit die Qualität rhythmisch-metrischen Tuns.

8.3.4.  Sprache, Musik und Gedächtnis

Auf die Dekodierung von Sprache und Musik ist das Modell des so genannten Arbeitsgedächtnisses angewandt worden. Diese Funktionseinheit wird als zuständig angenommen für die aktuelle Verarbeitung eintreffender Informationen und deren


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