- 220 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Thema dieses Unterrichtsteiles ist die Melodie von ›Greensleeves‹ (Engel u. a. 1990, S. 38). Auch wenn diese Melodie relativ bekannt ist, ist nicht davon auszugehen, dass sie den Kindern vertraut ist. Das Lied steht im Sechs-Achtel-Takt, dieser stellt durch seine sowohl zweizeitige (zwei Zählzeiten im Takt) als auch dreizeitige (drei Achtel auf jeder Zählzeit) Prägung eine größere Herausforderung dar als ein gerader Takt oder ein schlichter Dreiertakt. So beginnt die Lehrkraft den Unterricht damit, dass sie die Liedmelodie auf ihrem Instrument vorspielt, die Kinder lauschen zunächst nur. Dann gibt sie Zymbeln, Fingerzymbeln und/oder Triangel aus und fordert die Kinder auf, die erneut gespielte Melodie damit nach eigenen Ideen zu begleiten. Wenn die Kinder mit dem Umgang von Klingern nicht vertraut sind, muss zunächst deren Handhabung geklärt werden.

Die Kinder erleben die Melodie zunächst als geschlossene Klanggestalt. Dabei steht allein das Hören im Vordergrundt. Erst in der Wiederholung tritt neben die Wahrnehmung der Klanggestalt eine aktive Beteiligung. Die Art dieser Beteiligung ist dabei nicht festgelegt. Ob die Kinder dem Melodierhythmus folgen, ob sie zum Taktanfang, auf dem ersten und vierten Achtel spielen, irreguläre Akzente setzen oder zwischen all diesen Möglichkeiten variieren bleibt zunächst ihnen überlassen. Während die Lehrkraft die Melodie mehrfach wiederholt, achtet sie darauf, ob es erkennbare Muster in der Begleitung gibt. Wenn deutliche Vorlieben klar werden, können diese im nächsten Unterrichtsschritt aufgegriffen werden.

Nun wird eine Begleitung ausdrücklich geübt: Spielen auf den Zählzeiten (punktierte Viertel) oder nur am Taktanfang (also auf punktierte Halbe) wird ausprobiert. Vermutlich wird die kleinräumigere Begleitung auf punktierte Viertel den Kindern leichter fallen als das Spiel ausschließlich zum Taktbeginn, beide Formen haben ihren Reiz und ihre musikalische Qualität und sollten probiert werden. Die Lehrkraft wird die Begleitmuster deutlich vormachen, die Kinder lassen sich mitziehen. Dann musiziert die Lehrkraft die Melodie, die Kinder begleiten im verabredeten Muster. Als Hilfe dazu kann eine Aktionsform eingeschoben werden, bei der die Lehrperson singt und gleichzeitig deutlich die Spielbewegung für die Klinger mitzeigt. Vom Tasteninstrument aus könnte die Lehrkraft mit einer Hand spielen, während die andere Hand die rhythmische Bewegung der Begleitung dirigiert. Zum Spiel von Streich- oder Zupfinstrumenten kann ein sprachliches Signal (beispielsweise in Rhythmussprache) die Begleitung steuern.

Die Kinder erleben in dieser Unterrichtsphase die Mehrschichtigkeit eines rhythmischen Ablaufs: neben der Melodie erklingt als weitere Ebene die eines Grundschlags, der in fester Beziehung mit der Melodie steht.

Nachdem bis jetzt rein nach Gehör musiziert wurde, zeigt die Lehrkraft den Kindern nun die Noten der Liedmelodie. Mit Hilfe der Noten soll der Liedrhythmus in Rhythmussilben nach Kodály umgesetzt werden (vollständige Darstellung in Abschnitt 8.5.1). Achtel und Viertel werden schnell als ›ti‹ und ›ta‹ identifiziert werden können, die Benennung von ›ta-i‹ () oder ›timgiti‹ () braucht womöglich Hilfestellung. Wenn der Rhythmus mit Hilfe der Silben gut ausgeführt wird, folgt die Ausführung mit den Instrumenten. Das Spiel der Kinder kann die Lehrkraft durch deutliches Sprechen in Rhythmussprache begleiten.


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