- 16 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen 
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Musikhören und beim Anhören einer unbespielten Kassette (Kontrollbedingungen) nach. Die EMG-Werte fielen in den Kontrollbedingungen allerdings signifikant geringer aus als in den Hauptversuchen. Desweiteren fehlte ein Hinweis, ob die beim Musikhören gemessenen EMG-Werte ebenso wie die Werte bei den Hauptversuchen signifikant über der Baseline (Ruhewerte/Ruhe-EMG) lagen.

1983 filmte F. Frank zusammen mit zwei Kollegen mittels flexibler Fiberglasoptik in Verbindung mit einer Videokamera motorische Prozesse im Stimmapparat beim Singen und Vorstellen eines Liedes. Dafür wurde die flexible Optik einem Sänger (n = 1!)2

2 n bezeichnet den Stichprobenumfang

nach Schleimhautabschwellung und Lokalanästhesie durch die Nase eingeführt und über den Nasenrachenraum bis zum oberen Rand des Kehldeckels weiter geschoben. Der Sänger wurde aufgefordert, »das gleiche Lied, welches er [zuvor] aktiv gesungen hatte, nun nicht aktiv, sondern nur über seine Vorstellung zu wiederholen, also das innere Singen anzuwenden« (Frank 1989, S. 10).

Im Gegensatz zum aktiven Singen waren nach Angaben des Autors bei der Melodievorstellung die Taschenfalten fest aneinander gepresst, wodurch der Einblick auf die Stimmlippenebene zeitweilig verwehrt blieb. Es wurden auch keine Auf- und Abwärtsbewegungen des Kehlkopfes festgestellt. Die Mediziner (Abteilung Phoniatrie, Logopädie und Pädaudiologie der Universitätsklinik Wien) scheinen jedoch dennoch motorische Prozesse beobachtet zu haben, denn sie merken an, dass die Rhythmik beim inneren Singen nicht sehr exakt sei. Bei instrumentaler Unterstützung durch ein Klavier bessere sich die Rhythmik sofort und die Taschenfalten seien weniger aneinandergepresst (vgl. Frank 1989, S. 10).

In einem weiteren Experiment wurde die Kehlkopftätigkeit beim inneren Singen zu Playback beobachtet.

Zur Erleichterung für den Probanden wurden ihm dazu seine Mundbewegungen vom aktiven Singen über einen Bildschirm gezeigt. Dabei konnte man zweierlei beobachten: Erstens waren beim rein akustischen Playback die Stimmlippenbewegungen exakt aber gegenüber der aktiven Stimmleistung minimal verzögert, und die mimischen Bewegungen nicht völlig ident [sic]. Zweitens waren beim akustischen Playback mit optischer Ergänzung die Stimmlippenbewegungen genauso wie die beim inneren Singen mit instrumentaler Unterstützung beobachteten und auch die mimischen Bewegungen sehr exakt (Frank 1989, S. 10).

Abgesehen davon, dass es sich hier um eine Einzelfallbeschreibung handelt, bei der sich der Sinn und Zweck der Versuchsanordnung zudem nicht unmittelbar erschließt, sei die Frage erlaubt, wie man denn die Rhythmik eines innerlich vorgestellten Liedes als Außenstehender objektiv beurteilen will. Aufgrund der nicht sehr angenehmen Versuchsbedingungen war der Proband wahrscheinlich ohnehin für Bewegungen im Stimmapparat sensibilisiert. Die unklare Aufforderung zum »inneren Singen« sowie die Bilder seines aktiven Singens scheinen ihn ebenfalls beeinflusst zu haben, da sogar mimische Bewegungen beobachtet wurden, wodurch ein bewusstes willkürliches Singen ohne Lautäußerung hier nicht ausgeschlossen werden kann. Beobachtung erscheint hier zudem nicht geeignet als Instrument zur Feststellung motorischer Prozesse, die sich – wie bei Edmund Jacobson (1931; 1932) gesehen – eher im Mikrovoltbereich bewegen.


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