die Gedächtnisleistung
war bei visuell dargebotenen ähnlich klingenden oder mehrsilbigen Items genauso schlecht
wie bei kurzen Items mit unterschiedlichem Klang (Barlow 1928; Murray 1968; Baddeley et
al. 1975; Besner & Davelaar 1982; Besner 1987).
Auch das Erkennen, ob visuell präsentierte Wörter im Auslaut gleich klingen (»sich
reimen«) wird offensichtlich durch artikulatorische Interferenz negativ beeinflusst (Kleiman
1975; Barron & Baron 1977; Besner et al. 1981, Experiment 3; Johnston & McDermott
1986, Experimente 1, 2, 3 und 4; Wilding & White 1985, Experimente 1, 2 und
3).
Die Blockierung der Subvokalisation beeinträchtigte in einigen Studien die klangliche
Dechiffrierung von Zeichenfolgen (Smith et al. 1992; 1995) sowie das Textverständnis
(Hardyck & Petrinovitch 1970; Sokolov 1972; Kleiman 1975; Slowiaczek & Clifton 1980;
Baddeley & Lewis 1981). A. N. Sokolov (1972, S. 102ff.) spricht sogar von einer
»augenblicklichen Amnesie« hinsichtlich des Merkens und Wiedergebens gehörter Texte bzw.
vergleicht den dabei entstehenden Effekt mit dem, beim Krankheitsbild der sensorischer
Aphasie auftretenden Nichtverstehen gehörter Wörter. In mehreren Studien wurde z. B. ein
Aufsperren des Mundes bzw. Summen und/oder Gurgeln mit dem Verschwinden von
schizophrenen oder hypnotisch induzierten Halluzinationen in Zusammenhang gebracht (L.
Gould 1948; 1949; 1950; Erickson & Gustafson 1968; Bick & Kinsbourne 1986; Evenson
1987). All diese Studien deuten darauf hin, dass motorische Prozesse eine Bedeutung für
kognitive Leistungen haben.
In vielen anderen sprachbezogenen Studien zeigte sich dagegen kein artikulatorischer
Interferenzeffekt (z. B. Hardyck et al. 1966; McGuigan 1967; Murray 1968; Baddeley et al.
1975; Baddeley & Lewis 1981; Besner et al. 1981, Experiment 6; Mitterer 1982; Baddeley et
al. 1984; Davelaar et al. 1987). Gegen eine Bedeutung von Kehlkopfbewegungen für
kognitive Prozesse allgemein wird von Sprachwissenschaftlern zudem folgendes Argument
vorgebracht: Sprachbeeinträchtigte (dysarthrische) oder von Geburt an stumme
(anarthrische) Patienten, deren periphere Kontrolle der artikulatorischen Muskulatur
aufgrund einer Hirnschädigung beeinträchtigt oder unmöglich ist, zeigen im Vergleich mit
gesunden Probanden in einer großen Vielzahl von Gedächtnisaufgaben, die »innere
Sprache« bzw. Rehearsal involvieren eine im Grunde genommen normale Leistung
(Baddeley & Wilson 1985; Bishop & Robson 1989; MacKay 1992). Daraus kann
jedoch nicht geschlossen werden, dass auch bei Gesunden ein Feedback von der
peripheren Muskulatur des Stimmapparates für Bewusstseinsinhalte prinzipiell irrelevant
ist bzw. dass Klangvorstellung auf einem rein phonologischen Code basiert (z. B.
Baddeley 1990; Baddeley & Logie 1992). Wahrscheinlich spielen bei sprachbezogenen
Vorstellungsinhalten von anarthrischen Patienten aufgrund der Taubstummensprache
Arm- und Fingerbewegungen sowie die Gesichtsmimik eine wesentlich wichtigere
Rolle.
Eine exakte Bestimmung der Funktion motorischer Prozesse bei Klangvorstellungen würde
voraussetzen, auch kleinste Bewegungen der entsprechenden Muskulatur zu unterbinden. Im
Falle des Kehlkopfs als Quelle der Stimmgebung wäre dies aufgrund seiner primären
Aufgabe des Schutzes der Atemwege nicht gesundheitsförderlich. Zweifel an der Spezifität
und Effizienz der in den referierten Studien verwendeten Interferenzmethoden sind somit
durchaus angebracht. Der Versuch einer hemmenden
|