sich durch
Chomskys Syntaxtheorie inspiriert, ein Forschungsprogramm zu entwerfen, das die
»psychologische Realität« der von Chomsky beschriebenen Methode der Erzeugung von
Sprache nachweisen sollte, denn seit der Lektüre von Chomskys »Strukturen der
Syntax« glaube er wieder an die Realität des menschlichen Geistes, die durch
die dominierenden Konditionierungs- und Assoziationstheorien negiert worden
sei.
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Kognitive Theorien eröffnen die Perspektive einer gemeinsamen Basis von
Musiktheorie und Musikpsychologie, die zusammen ein vollständigeres Bild der Prozesse
der Rezeption und Produktion von Musik ergeben könnten. Die Musiktheorie erhielte
eine wissenschaftlich fundierte Grundlage und die Musikpsychologie würde deutlich
erweitert werden, da nicht nur die elementaren Mechanismen der Wahrnehmung
untersucht würden.
Die kognitive Modellbildung hat zu einer Vielzahl neuer Ansätze im musikalischen
Bereich geführt, wobei zunächst die Anwendung von Grammatiken dominierte. Hier
wurde vor allem in Nordamerika eine Parallele zu der Musiktheorie Heinrich Schenkers
und ihrer hierarchischen Reduktion der Musik auf den sogenannten Ursatz
gezogen.5
Grammatiken sind jedoch nur bedingt geeignet, um musikalische Strukturen zu
modellieren. Es ist fraglich, inwieweit die Regeln und Ableitungsstrukturen einer
Grammatik den tatsächlichen kognitiven Strukturen beim Hören oder Spielen
von Musik entsprechen. Insbesondere ist unklar, ob und inwieweit sich die von
Chomsky beschriebenen Strukturen der Sprache auf Musik übertragen lassen. Das
Parsing melodischer oder harmonischer Strukturen reicht nicht aus, um den
Gestaltaspekt von Musik zu beschreiben, daher wurde auch mit anderen Modellen
experimentiert.
Speziell für die Analyse von Rhythmen und Melodien wurden grammatikbasierte und
andere Theorien und Methoden entwickelt und erprobt, die in diesem und, soweit sie
computerbasiert sind, im übernächsten Kapitel beschrieben werden. Es wurde versucht,
Verarbeitungsmuster und Theorien kognitiver Strukturen von Musik zu bestimmen. Ein
allgemein anerkanntes, formalisierbares oder implementierbares Modell hat sich
aber bisher nicht herauskristallisiert. Ein wesentliches Problem ist, daß die
Formenlehre, die Metrik, die Rhythmik und die Wahrnehmungsforschung ihre
Begriffe und ihre Inhalte bisher nicht in eine gemeinsame Theorie einbetten
konnten.
4.1.1. Musik und Sprache
Die Beziehung von Musik und Sprache beschäftigt die Menschen seit langem. Die
Analogiebildung zwischen Musik und Sprache zeigt sich immer wieder in Begriffen wie
Tonsprache, Grammatik oder Syntax der Musik, musikalischer Satz oder Phrase. Die Verbindung
von musikalischer Struktur und Grammatik hatte bereits Riemann in seiner »Musikalischen
Syntaxis«6
hergestellt.