- 112 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
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des Radios passiert der Unfall mit dem Hund. Des Weiteren ist das Thema B eng mit Kern verbunden. So erklingt es zum Beispiel, als er das Gespräch zwischen einer Frau und Karin abhört (Segment 34) oder als er selbst bei Karin anruft, um zu erfahren, wie das Wetter im Ärmelkanal wird (Segment 62). Gleichzeitig wird das Thema logischerweise auch im Zusammenhang mit Auguste eingesetzt. Das erste Mal in Segment 40, als er zu spät ans Telefon geht, da er Zigaretten holen war. Eine interessante Konstellation zwischen Musik, Kern, Auguste und Valentine ergibt sich im Segment 54 (s.o.). An dieser Stelle erzählt Kern Valentine, dass Auguste und Karin sich bald trennen werden, da Karin einen anderen Mann kennengelernt hat. Dramatisch gesteigert untermalt das Thema B ferner die Segmente 58 und 59, in denen Auguste zu Karin fährt, zu ihrem Fenster hochklettert und sieht, wie sie mit ihrem neuen Geliebten schläft. Die Musik greift in gewisser Weise voraus und deutet durch die musikalische Verknüpfung der Charaktere Kern und Auguste schon auf das, was dramaturgisch erst am Schluss des Films deutlich wird: Bei Auguste handelt es sich um eine metaphysische gelebte Retrospektive des alten Richters Kern. Somit konstituiert die Musik schon von Beginn an einen epischen Bezug.
4.3.3.2 Das »Lied zwischen den Welten«: Valentines Einfluss auf Kern

Dieses Lied mit dem Titel »Do Not Take Another Man’s Wife«121

121 Vgl. Nr. 7 und 12 (bzw. 8 und 13) auf dem Soundtrack zu Rot. Es ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass zwei unterschiedliche Soundtracks existieren, bei denen es sich aber nicht um eine französische und eine deutsche oder englische Version handelt. Beide Versionen haben das gleiche Cover und sind optisch nicht voneinander zu unterscheiden. Betrachtet man aber die Titelfolge auf der Rückseite, so fällt auf, dass sich auf dem einen Soundtrack zwei zusätzliche Stücke befinden, die im Film aber nicht auftauchen: »Milós od Pierwszego Wejrzenia« (Love at first sight) und »L’amour de premier regard«.
wurde von Preisner bereits im Dekalog 9 eingesetzt. Dort schenkt eine gerade operierte Sängerin ihrem Arzt eine Platte von Van den Budenmayer, auf der dieses Lied gesungen wird. Der Arzt musste die schmerzhafte Erfahrung machen, von seiner Frau betrogen worden zu sein. In Rot werden Kern und Auguste zwar auch betrogen, jedoch wird das Lied hier in einem anderen Kontext verwendet. Bevor dieser, bzw. die Bedeutung der Verwendung dieses Liedes jedoch näher erläutert wird, soll zuerst näher auf das Lied selbst und seine Verwendung im Film eingegangen werden.


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Abbildung 4.23: Das »Lied zwischen den Welten«


Die in Abbildung 4.23 dargestellte Musik besteht aus einer Klaviereinleitung (Takt 1–4) und zwei Gesangsteilen (Takt 5m.A.–10 und 15m.A.–19). In den Takten 11m.A.–14 wird die Klaviereinleitung als Zwischenspiel wiederholt. Zum ersten Mal wird diese Melodie im Segment 42 verwendet, in dem Kern die Briefe an die Nachbarn und seine Selbstanzeige schreibt. Hier ist die Musik segmentverbindend eingesetzt, da die Klaviereinleitung (Takt 1–4) schon in der Einstellung 264, in der das zerbrochene Bierglas beim Bowling gezeigt wird, einsetzt. Ebenso klingt der letzte Ton noch in der Einstellung 272 aus, in der der Abhörwagen zu sehen ist. An dieser Stelle fällt auf, dass die Melodie schon auf der halben Note a’ im Takt 18 endet. Es fehlt sozusagen ein Takt. Das Zwischenspiel wiederum wurde genau um einen Takt verlängert. Hierbei handelt es sich um den Takt 12m.A., der an das Zwischenspiel angehängt wurde. Syntaktisch lässt sich diese Veränderung


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