wird. Gerade in den Anfangszeiten des
E-Learning wurden hohe Erwartungen in solche Selbstlerninhalte gesteckt. Man erhoffte
sich durch sie eine erhebliche Kostenreduktion in vielerlei Bereichen, stellte aber alsbald
fest, dass es nicht reicht, Word-Dateien o.ä. im Netz zum Download bereitzustellen.
In diesem Zusammenhang gilt es, neue Konzepte für die Bereitstellung von
Materialien zu entwickeln, mit denen interaktiv und adaptiv gelernt werden
kann.4
Ein gutes Vorbild stellt in diesem Sinne das ›Computerkolleg Musik Gehörbildung‹ (CKM),
erschienen im Schott-Verlag dar, das an der Forschungsstelle Musik- und Medientechnologie der
Universität Osnabrück entwickelt wurde. Hierbei handelt es sich um eine interaktive und
adaptive Lernsoftware zum Thema Gehörbildung. In einem nächsten Schritt wird an der
Forschungsstelle derzeit am Projekt ›Musitech‹ (Music- and Sound-Objects in Information
Technology) gearbeitet. Hier geht es darum, Navigations- und Interaktionsmodelle für
musikalische Objekte in virtuellen Wissensräumen (Multimedia Publishing, Archiving
und Teleteaching) zu konzipieren, zu entwickeln und zu evaluieren, so dass es schließlich
möglich sein wird, eine solche interaktive und zugleich adaptive Software wie das CKM
auch über einen Server im Internet laufen zu lassen. Das bedeutet, dass der Lernende
sich keine CD mehr kaufen muss sondern direkt im Internet online arbeiten und lernen
kann.
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14.1. Strategien zur Datenerfassung
In einem nächsten Schritt soll der Frage nachgegangen werden, wie das Wissen über
Musik mit Noten, Text, Grafik etc., erfasst werden kann. Dabei stellt sich zunächst die
Frage, welche Informationen überhaupt erfasst werden können bzw. sollen. Diese Frage
wird wahrscheinlich von verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen unterschiedlich
beantwortet. Was aber definitiv festzuhalten bleibt, ist die Tatsache, dass für die
Musikwissenschaft, ob historisch oder systematisch, maximale Anforderungen zu erfüllen
sind.5
In kaum einer anderen Wissenschaftsdisziplin sind von vornherein mehr unterschiedliche
Medientypen zu bedienen als in der Musikwissenschaft. In der Physik beschränken sich
die unterschiedlichen benötigten Medientypen im Wesentlichen auf Text, Formeln und
Abbildungen wie z. B. Diagramme oder ähnliches. In der Germanistik oder im Fach
Geschichte wird fast ausschließlich Text erzeugt, eventuell benötigt man zur
Veranschaulichung noch ein paar Abbildungen wie z. B. Bilder, Zeitleisten oder
Diagramme. Wird aber über Musik geschrieben, so benötigt man meistens auch
Klangbeispiele, die entsprechenden Noten sowie Illustrationen oder Film- bzw.
Videoausschnitte, die z. B. für Publikationen über ›Filmmusik‹ oder ›Oper‹ von großer
Relevanz sind. Lediglich die mit der Musik in engem Zusammenhang stehenden
Disziplinen der Theater- oder Filmwissenschaft benötigen ebenso viele unterschiedliche
Medientypen.
An dieser Stelle wird nun detaillierter auf die einzelnen Medien eingegangen. Die
verschiedenen Datenformate und Standards sowie die Möglichkeiten der Datenerfassung
werden im folgenden Kapitel 14.2 ausführlicher erläutert.
Historisch betrachtet ist das Medium Text besonders bedeutsam
und auch heute noch immer am wichtigsten. Ohne die Erfindung des
Buchdrucks6
Vgl. dazu Kapitel 2, insbesondere Abschnitt 2.3.
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hätten sich die Kulturtechniken, das Lesen, Schreiben und Rechnen nie entwickelt und |