- 228 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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wird. Gerade in den Anfangszeiten des E-Learning wurden hohe Erwartungen in solche Selbstlerninhalte gesteckt. Man erhoffte sich durch sie eine erhebliche Kostenreduktion in vielerlei Bereichen, stellte aber alsbald fest, dass es nicht reicht, Word-Dateien o.ä. im Netz zum Download bereitzustellen. In diesem Zusammenhang gilt es, neue Konzepte für die Bereitstellung von Materialien zu entwickeln, mit denen interaktiv und adaptiv gelernt werden kann.4
4Ein gutes Vorbild stellt in diesem Sinne das ›Computerkolleg Musik Gehörbildung‹ (CKM), erschienen im Schott-Verlag dar, das an der Forschungsstelle Musik- und Medientechnologie der Universität Osnabrück entwickelt wurde. Hierbei handelt es sich um eine interaktive und adaptive Lernsoftware zum Thema Gehörbildung. In einem nächsten Schritt wird an der Forschungsstelle derzeit am Projekt ›Musitech‹ (Music- and Sound-Objects in Information Technology) gearbeitet. Hier geht es darum, Navigations- und Interaktionsmodelle für musikalische Objekte in virtuellen Wissensräumen (Multimedia Publishing, Archiving und Teleteaching) zu konzipieren, zu entwickeln und zu evaluieren, so dass es schließlich möglich sein wird, eine solche interaktive und zugleich adaptive Software wie das CKM auch über einen Server im Internet laufen zu lassen. Das bedeutet, dass der Lernende sich keine CD mehr kaufen muss sondern direkt im Internet online arbeiten und lernen kann.

14.1.  Strategien zur Datenerfassung

In einem nächsten Schritt soll der Frage nachgegangen werden, wie das Wissen über Musik mit Noten, Text, Grafik etc., erfasst werden kann. Dabei stellt sich zunächst die Frage, welche Informationen überhaupt erfasst werden können bzw. sollen. Diese Frage wird wahrscheinlich von verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen unterschiedlich beantwortet. Was aber definitiv festzuhalten bleibt, ist die Tatsache, dass für die Musikwissenschaft, ob historisch oder systematisch, maximale Anforderungen zu erfüllen sind.5

5Vgl. dazu Seite 224.
In kaum einer anderen Wissenschaftsdisziplin sind von vornherein mehr unterschiedliche Medientypen zu bedienen als in der Musikwissenschaft. In der Physik beschränken sich die unterschiedlichen benötigten Medientypen im Wesentlichen auf Text, Formeln und Abbildungen wie z. B. Diagramme oder ähnliches. In der Germanistik oder im Fach Geschichte wird fast ausschließlich Text erzeugt, eventuell benötigt man zur Veranschaulichung noch ein paar Abbildungen wie z. B. Bilder, Zeitleisten oder Diagramme. Wird aber über Musik geschrieben, so benötigt man meistens auch Klangbeispiele, die entsprechenden Noten sowie Illustrationen oder Film- bzw. Videoausschnitte, die z. B. für Publikationen über ›Filmmusik‹ oder ›Oper‹ von großer Relevanz sind. Lediglich die mit der Musik in engem Zusammenhang stehenden Disziplinen der Theater- oder Filmwissenschaft benötigen ebenso viele unterschiedliche Medientypen.

An dieser Stelle wird nun detaillierter auf die einzelnen Medien eingegangen. Die verschiedenen Datenformate und Standards sowie die Möglichkeiten der Datenerfassung werden im folgenden Kapitel 14.2 ausführlicher erläutert.

Historisch betrachtet ist das Medium Text besonders bedeutsam und auch heute noch immer am wichtigsten. Ohne die Erfindung des Buchdrucks6

6Vgl. dazu Kapitel 2, insbesondere Abschnitt 2.3.
hätten sich die Kulturtechniken, das Lesen, Schreiben und Rechnen nie entwickelt und

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