- 229 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Begriffe wie z. B. Bildung oder Ausbildung wären gar nicht denkbar. Wissen wurde zwar schon vor Gutenberg über das Medium Sprache vermittelt, aber spätestens seit der Einführung allgemeinbildender Schulen prägt die Schrift maßgeblich die Wissensvermittlung und gleichzeitig auch unser Denken. In diesem Zusammenhang stellt Enders fest:7
7[Enders(2003b), S. 121].

»Aufgrund der Selbstverständlichkeit des Zusammenhangs zwischen Schriftzeichen und Sprach- oder Instrumentalklang übersehen wir leicht den immensen Einfluß der zugrundeliegenden Codesysteme auf unser Denken und Handeln. Bücher werden in Bibliotheken normalerweise nebeneinander aufgereiht, nach Themenkomplexen oder Funktionen (z. B. Lexika) geordnet, so daß der interessierte Leser die Hierarchie oder Ordnungsstruktur des Archivs begreifen, sich körperlich zwischen den Regalen bewegen und in den Büchern selbst blättern muß, um die gesuchten Informationen zu erhalten.«

Wurden früher Informationen fast ausschließlich über das Medium Text transportiert, so gab es im letzten Jahrhundert zwei gravierende Einschnitte, die zu einem Wandel der Informationsvermittlung führten. Den ersten Einschnitt stellt die Einführung der elektronischen und elektrooptischen Medien Radio8

8Am 29.10.1923 wurde aus einem Studio in Berlin die erste öffentliche Radiosendung in Deutschland ausgestrahlt. Ausführliche Informationen zum Thema Radio und Musik finden sich in der Dissertation ›Die Bedeutung der Elektroakustischen Medien im 20. Jahrhundert‹ von Joachim Stange. Vgl. dazu http://www.stange-elbe.de/publ/forschung/diss.html (Link vom 27.6.2005).
, Film9
9Zur Entwicklungsgeschichte des Films vgl. Abschnitt 5.2.
und Fernsehen10
10Die ersten Versuche, Testbilder auszustrahlen, wurden 1928 in Amerika und 1929 in England unternommen. In Deutschland wurden im Jahr 1936 in Berlin öffentliche Fernsehstuben eingerichtet, in denen die ersten großen Fernsehübertragungen anlässlich der Olympischen Spiele gezeigt wurden.
dar. Seitdem geschieht die Wissensvermittlung nicht mehr ausschließlich über das Medium Text. Den zweiten Einschnitt stellt die heutige Revolution der digitalen Datenverarbeitung und Informationsvermittlung dar. Trotz der neuen Möglichkeiten, Informationen auch über andere Medien als über Schrift bzw. Text zu vermitteln bleibt festzuhalten, dass dieses Medium auch im digitalen Zeitalter heute noch den weitaus größten Anteil bei der Wissensvermittlung einnimmt. Demzufolge ist es von besonderer Wichtigkeit, Texte verschiedener Struktur in unterschiedlichen Formaten, Schriftgrößen und -typen, Farben, Schreibrichtungen etc. zu erfassen und natürlich auch ver- bzw. bearbeiten zu können.

Das Erfassen von Noten ist für Publikationen im Bereich der Musikwissenschaft unabdingbar. Ob in der historischen bzw. systematischen Musikwissenschaft oder in der Musikpädagogik, auf Notenbeispiele kann in keinem Fall verzichtet werden. Mit dem Begriff Noten sind an dieser Stelle in Analogie zu Kapitel 9 gedruckte, statische Noten gemeint, die sich vielleicht am Besten mit dem Begriff Notengrafik umschreiben lassen.11

11Auf dynamisch generierte Noten, die insbesondere für Lernsoftware oder webbasierte interaktive Anwendungen von besonderer Bedeutung sind, wird unter dem Begriff ›Score‹ eingegangen.
Von daher besteht hier, außer in der Erfassung durch die entsprechende Software, kein großer Unterschied zu dem nächsten Punkt Grafiken bzw. Abbildungen und Bilder.


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