- 57 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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auswirkt. Hier eröffnet sich der Musikpädagogik ein weites Feld für die Legitimation, Befürwortung und Ausweitung von Gruppenprozessen.

Allerdings muss auch beachtet werden, dass der Gruppenrhythmus wiederum als Objektrhythmus, als verbindlich vorgegebener Rhythmus, gedeutet werden kann. In Abschnitt 4.5.2 war schon auf die Mehrschichtigkeit von Musikrhythmus, dessen körperlicher Realisierung und seiner individuellen Gestaltung verwiesen worden. Das Zusammenspiel mit anderen setzt neben den positiv mitziehenden Effekten auch eine weitere Norm, einen weiteren verbindlichen Rhythmus:

individuelle Gestaltung = Subjektrhythmus
körperliche Realisierung = Objektrhythmus
Musikrhythmus = Objektrhythmus
Gruppenrhythmus = Objektrhythmus

Das Agieren in einer Gruppe wird sich am ehesten dann positiv auswirken, wenn der Leistungsstand der Gruppenmitglieder nicht zu weit auseinanderklafft. Ausführlicher wird diese Problematik Abschnitt 8.2.3 behandeln.

Gruppenrhythmus als verbindlicher Objektrhythmus kann auch eine Überforderung darstellen.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Synchronisations-Effekte, die sich auf die Bewegungsrhythmen unterschiedlicher Personen beziehen, in Lehr-/Lern-Situationen ausgesprochen bedeutsam sind. Unterrichtende können und müssen sich in die (unvollkommenen) motorischen Aktionen der Lernenden einfühlen. ›Sinn-voll‹ ist es, Eindrücke auf möglichst vielen Wahrnehmungsebenen anzubieten. So können die Lehrenden plastische Modelle vorgeben, die dann als Grundlage des Mitvollziehens oder Imitierens dienen. Da hier eine zentral körperliche Ebene berührt wird, kann die Kommunikation innerhalb der beschriebenen Unterrichtshandlungen non-verbal erfolgen und eignet sich somit für alle Altersstufen, auch – oder gerade – für junge Kinder.

Rhythmische Synchronisationseffekte können non-verbal erfolgen und erstrecken sich auf mehrere Sinneskanäle.

4.6.  Rhythmus als Mittler zwischen physiologischer und psychischer Existenz

Ein bemerkenswertes Denkmodell zur Interpretation des Phänomens Rhythmus gibt Hellmuth Benesch (1988). Um die hoch komplexen Erscheinungsweisen von Rhythmen in so vielfältigen Disziplinen wie Physik, Physiologie, Psychologie oder


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