- 135 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen 
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16.  Hypothesen 4 und 5: Motorische Prozesse im Stimmapparat in Abhängigkeit der Vertrautheit, Komplexität und des Zeitverlaufs musikalischer Vorstellungsinhalte

16.1.  Hören und Vorstellen von Musik

Vertraute vs. unvertraute Vorstellungsinhalte

Laut statistischer Analyse unterschied sich die Stärke motorischer Prozesse beim Hören und Vorstellen vertrauter und unvertrauter Musikstücke nicht signifikant. Der nachträglichen Befragung der Untersuchungsteilnehmer zufolge traf diese Kategorisierung auf die verwendeten Musikausschnitte zu (siehe Kapitel 14.1 auf Seite 125).1

1Es war nicht möglich die Stücke vor der Versuchsdurchführung auf ihren Vertrautheitsgrad zu testen, da die unvertrauten Stücke dadurch diese charakteristische Eigenschaft verloren hätten.

Dies scheint die Hypothese, dass unvertraute Stücke eine größere motorische Kehlkopfaktivität als vertraute erfordern, um im Arbeitsgedächtnis zu verbleiben, zu widerlegen.

Andererseits ist es wahrscheinlich nicht möglich, bei Musikstücken überhaupt zwischen den Kategorien »vertraut« und »unvertraut« zu unterscheiden, da man auch bei einem zuvor noch nie gehörten Werk vertraute Elemente entdecken kann (z. B. Atmosphäre, Stil, Gattung, Komponist, Epoche, harmonische und melodische Wendungen, Rhythmen, usw.). Dies würde bedeuten, dass auch die unbekannten Musikausschnitte zumindest zum Teil antizipierend nachvollzogen werden konnten. Ebenfalls nicht auszuschließen ist implizites Wissen: Möglicherweise hatten die Probanden ein ihnen unbekanntes Werk schon einmal gehört, waren sich dessen aber nicht bewusst und/oder konnten es nicht benennen. Vielleicht unterschieden sich die EMG-Werte bei den verschiedenen Klangvorstellungsaufgaben auch nicht, weil die Musikstücke einen zu ähnlichen Charakter aufwiesen.

Komplexität

Im Versuch unterschieden sich die als »komplex« bezeichneten Musikausschnitte hinsichtlich der am Kehlkopf gemessenen EMG-Werte nicht von den weniger komplexen. Komplexität wurde in dieser Arbeit im Wesentlichen über den Informationsgehalt bzw. letztendlich über die Anzahl der erklingenden Töne pro Zeiteinheit definiert. Einstimmige Stücke wurden demnach als weniger komplex als mehrstimmige angesehen. Streng genommen sind erstere nur hinsichtlich der Gesangsstimmen einstimmig. Sie enthalten auch eine Klavierbegleitung. Bei den Chorstücken


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