- 101 -Sonntag, Brunhilde (Hrsg.): Adorno in seinen musikalischen Schriften 
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in die Sache zu erreichen versucht, und ob Authentizität auf diese Weise überhaupt verbindlich erreichbar sei; schließlich wäre zu fragen, ob das Ideal der Authentizität, nämlich daß Musik "klingen soll, als wäre (sie) von Anbeginn der Zeiten dagewesen", 52) nicht an sich erschüttert sei, ähnlich wie radikale Kritik der Vernunft der "Dialektik der Aufklärung" zufolge ihre eigene Substanz angreift - selbst diese Verbürgtheit des Ideals der Authentizität wird von Adorno selber am Schluß der "Philosophie der Neuen Musik" angezweifelt, wenn ihr letzter Satz lautet: "Vielleicht wäre authentisch erst die Kunst, die der Idee der Authentizität selber, des so und nicht anders Seins, entledigt hätte." Derlei Fragen auch nur andeutend zu behandeln, hieße ein eigenes Buch zu verfassen; ein bescheideneres Ziel sollte verfolgt werden: Wenn es in der "Philosophie der Neuen Musik" heißt, "Wahrheit oder Unwahrheit Schönbergs oder Strawinskys läßt sich nicht in der bloßen Erörterung von Kategorien wie Atonalität, Zwölftontechnik oder Noeklassizismus treffen, sondern einzig in der Kristallisation solcher Kategorien im Gefüge der Musik an sich", so sollte diese Forderung übertragen werden auf Adornos Kritik an Schönberg, Kritik der Kritik also, ausgeführt an einem minimalen Segment jenes Buches, das unter dem mit Musik sich befassenden Schrifttum nichts Gleichrangiges besitzt.


 Anmerkungen


1) Vgl. dazu auch M. Beiche, Terminologische Aspekte der "Zwölftonmusik", München u. Salzburg 1984 (= Freiburger Schriften z. Musikwissenschaft; Bd. 15). zurück


2) So bekanntlich Schönbergs eigene Terminologie. zurück


3) Tübingen 1949, u.a. wiederveröffentl. im Rahmen der Gesammelten Schriften (hrsg. von R. Tiedemann, Frankfurt A. M. 1970 ff.) als Band 12; im folgenden geschieht der Nachweis der Zitate Adornos anhand der Gesammelten Schriften (abgek. GS) unter Angabe von Bandnummer und Seitenzahl, erforderlichenfalls ist das Jahr der Erstveröffentlichung hinzugefügt. zurück


4) Josef Matthias Hauer: Hölderlin-Lieder II, op. 23. Bariton und Klavier. Verlag: Universal-Edition, Wien, in: GS 19/306-308; die zweite, kürzere Notenrezension in: GS 19/311-312 (1929). Von einer längeren polemischen Konzertkritik eines Hauerschen Werkes, das 1927 von Scherchen in Frankfurt beim 5. IGNM-Fest aufgeführt wurde, wurde lediglich eine auf einen Satz gekürzte, gemilderte Fassung veröffentlicht (Die Musik, 19. Jg. (1927), H. 12, S. 882); der ungekürzte Text ist in Gs 19/107-108 (1984) wiedergegeben. In der Philosophie der Neuen Musik heißt es über Hauer lediglich: "Ein solches Verfahren (die Zwölftontechnik) als bloße Abfolge von Reihen hat unabhängig von Schönberg der österreichische Komponist Hauer ausgebildet, und die Resultate sind von ödester Dürftigkeit." (GS 12/63). zurück


5) GS 19/306. zurück


6) Mit Material ist hier offensichtlich die jeweilige Einzelkomposition gemeint; der Begriff hat noch nicht jenen reflektorischen Stellenwert, den er dann in der Philosophie der Neuen Musik


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