- 180 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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die die Möglichkeit ständigen korrigierenden Eingreifens beinhaltet. Auch wenn Sprachsteuerung eine komplizierte und noch nicht in allen Details geklärte Leistung ist, gehen verschiedene Modelle davon aus, dass ein interner Zeitgeber durch die Aussendung regelmäßiger Impulse entscheidenden Anteil daran nimmt (vgl. die Abschnitte 4.1.15.36.1.37.2). Es ist anzunehmen, dass eben jener Zeitgeber auch in der Steuerung musikalischen Outputs wirksam wird. Das gemeinsame Vorhandensein eines grundierenden Zeitgitters ist ein weiterer Beleg dafür, dass Sprache als sinnvolle Brückenfunktion auf dem Wege zu stabilem rhythmisch-metrischem Verhalten dienen kann. Das Empfinden für eine zeitliche Regelmäßigkeit und deren souveräne Ausführung ist eine Basisvoraussetzung für das Gelingen von Rhythmen (vgl. Abschnitt 8.1), diese Tatsache ist ein weiterer Beleg dafür, wie sinnvoll die Verbindung von Sprache und Rhythmus im Musiklernen ist:
Durch ihre Tendenz zur Gleichabständigkeit, durch das latente Vorhandensein eines Grundschlages, bietet Sprache ausgezeichnete Voraussetzungen für die musikpädagogische Arbeit an Rhythmen.

Die Verknüpfung von Sprache und Musik ist auch deswegen günstig, weil die Wahrnehmung musikalischer Rhythmen Hirnbereiche aktiviert, die ansonsten für die Verarbeitung von Spracheindrücken und die Vorbereitung von Bewegungssteuerung zuständig sind. Aus neurophysiologischer Sicht bietet sich rhythmisches Sprechen an, weil ohnehin eine enge funktionelle und räumliche Nähe zwischen sprach- und rhythmusverarbeitenden Arealen vorhanden ist (vgl. Abschnitt 7.2).

Rhythmisches Sprechen profitiert von der neurophysiologisch begründeten hohen Leistungsfähigkeit der menschlichen Sprachverarbeitung- und Sprechfähigkeit.

8.3.3.  Gestik, Sprache und musikalischer Rhythmus

Sprache ist Bewegung. Diese Aussage bezieht sich einerseits darauf, dass Sprechen nur durch Bewegungen des Artikulationsapparates ermöglicht wird, andererseits auf die Tatsache, dass jede sprachliche Äußerung von begleitenden Bewegungen, den Gesten, ergänzt wird (vgl. Abschnitt 5.2.2). Einerseits stehen alle Körperbewegungen einer Person miteinander in Wechselwirkung, zum anderen nehmen auch Sprache und Bewegung Einfluss aufeinander; Sprache und Gesten unterstützen sich gegenseitig. Diese Tatsache war mit dem Begriff der Selbst-Synchronizität bezeichnet worden.

Die Bedeutung von Selbst-Synchronizität in Gestik und Sprache für das musikalisch-rhythmische Lernen

Körperperkussion ist ein Aktionsbereich, innerhalb dessen Klanggesten wie Patschen, Klatschen, Schnipsen und Stampfen mehr oder weniger virtuos zu musikalischen Gestaltungen kombiniert werden. Diese rhythmischen Körperbewegungen werden häufig mit Sprechen oder Singen kombiniert (vgl. Zimmermann 2000, Jasper 2004, Steffen-Wittek 2005). Die Tatsache, dass die Ebenen von (Klang-)Gesten und Sprechen/Singen gemeinsamen Rhythmusmustern folgen und sich dadurch gegenseitig stützen, stellt den entsprechenden Umgang damit auf ein ausgesprochen


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